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europäische Nationen, die auf die Engländer eifersüchtig waren, besonders die
Franzosen in ihr Jntereffe, wählten zu ihrem Anführer den berühmten.
Washington, einen reichen Pflanzer, der sich auf das Kriegswesen wohl verstand.
Die Colonisten standen den Engländern zwar an Ausrüstung und Kriegserfahrung
weit nach; aber sie übertrafen die von diesen in Sold genommenen fremden
Truppen, unter denen sich auch Deutsche: Hessen und Braunschweiger,
befanden, an Muth, Vaterlandsliebe, Begeisterung für die Freiheit und besonders
an genauer Kenntniß des Landes. Lange blieb der Kampf ohne Entscheidung;
aber als 1777 bei Saratoga der englische General von den Amerikanern um¬
zingelt und zur Übergabe gezwungen, und 1781 ein zweites englisches Heer bei
Uorktown durch Washington gefangen genommen worden, und England kein
neues Heer zu senden hatte: da wurde im Frieden zu Versailles 1783 die
Unabhängigkeit der nordamerikanischen Freistaaten anerkannt. Seit diesem
Frieden hat der junge Freistaat staunenswerthe Fortschritte in der Bevölkerung
und im Wohlstände gemacht; denn Tausende und abermals Tausende sind aus
England, Irland, Frankreich und Deutschland nach der neuen Welt ausgewandert,
um sich dort im Lande der Freiheit und des Wohlstandes niederzulassen. Urwald
auf Urwald ist niedergesunken, Niederlassung auf Niederlassung entstanden, Städte
auf Städte sind angelegt und wunderbar rasch bevölkert worden, Provinzen auf
Provinzen haben sich gebildet. Die Zahl der verbundenen Staaten hat sich von
13 auf 38 schon vermehrt. An der Spitze dieses Bundesstaates steht ein Prä¬
sident, der alle vier Jahre neu gewählt wird. Washington war der erste
Präsident — zu seiner Ehre wurde auch die Stadt gleichen Namens ge¬
gründet und zur Hauptstadt des ganzen Freistaates und zum Versammlungsorte
des Congresses (Abgeordneten-Versammlung) erhoben.
Großen Einfluß auf das amerikanische Volk und seine Schicksale übte besonders
der berühmte Benjamin Franklin. Er war der Sohn eines Seifensieders. Da
sein Vater 17 Kinder hatte, so konnte er auf ihn, den jüngsten, nicht viel ver¬
wenden, und bestimmte ihn auch zu seinem Handwerke. Attein dieses gefiel ihm
nicht, und er lernte bei einem Bruder die Vuchdruckerkunst. Nach mancherlei
Widerwärtigkeiten legte er eine eigene Buchdruckerei an und war unermüdet thätig,
dabei heiter und streng redlich. Dies verschaffte ihm das Zutrauen seiner Lands¬
leute, die gern bei ihm Bestellungen machten und ihn unterstützten. In seinen
Feierstunden las er nützliche Bücher, und bald verfaßte er selbst kleine Schriften
für das Volk, welche gern gelesen wurden; dann gab er eine Zeitung heraus,
die große Abnahme fand. Durch tiefes Nachdenken und gründliches Forschen er¬
fand Franklin den Blitzableiter, wodurch sein Name in ganz Europa bekannt
wurde.
Enaland wollte diesen Mann für sich gewinnen, und ernannte ihn zum Ober¬
postmeister der amerikanischen Besitzungen; allein er blieb dennoch der Sache seines
Vaterlandes ergeben. Bei dem Ausbruche der Mißhelligkeiten zwischen England
und Amerika reiste er nach L ondon und vertheidigte hier die Rechte seiner Lands¬
leute niit eben so großer Weisheit als Freimüthigkeit. Als er im Jahre 1776
wegen Abschließung eines Bündnisses mit Frankreich nach Paris kam, gerietst
die ganze Stadt in freudige Bewegung; jeder wollte den ausgezeichneten Ameri¬
kaner sehen. Nicht selten saß der ehemalige Buchdrucker mit dem Könige zu.
Tische. Bei seiner Aufnahme in die Gelehrtenversammlung Frankreichs ward er,
als Erfinder des Blitzableiters und Befreier des Vaterlandes, mit dem eben so
schönen als wahren Verse bewillkommnet: „Dem Himmel entriß er den
Blitz, den Tyrannen das Scepter!"
Franklin starb, allgemein verehrt und bewundert, in seinem 81. Jahre. Merk¬
würdig ist noch die Grabschrift, die er sich selbst setzte: „Hier liegt der Leib
Benjamin Franklins, eines Buchdruckers, als Speise für die Würmer, gleich dem
Deckel eines alten Buches, aus welchem der Inhalt herausgenommen, und der
seiner Inschrift und Vergoldung beraubt ist. Doch wird das Werk selbst nicht
verloren sein, sondern einst wieder erscheinen in einer neuen, schönern Ausgabe,
durchgesehen und verbessert von dem Verfasser."