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Die schlesischen Landschaften. 
speist den Klodnitzkanall Er ist der einzige größere Kanal Schlesiens, be¬ 
ginnt unterirdisch in der Nähe von Gleiwitz in einem Kohlenbergwerk und 
führt immer nahe an der Klodnitz hin bis 51t deren Mündung. Sein Wasser- 
ist schmutzig, weil er hauptsächlich zur Fortschaffung der oberschlesischen Berg¬ 
werkserzengnisse dient. 
Von rechts her fließt in die Klodnitz der Jserbach, auch das Beuthener 
Wasser genannt. Im Osten durchströmt das Bergwerksgebiet die Brinnitza, 
ans Rußland kommend und in die Przemsa mündend. Südlich von ihrer 
Mündung liegt am Zusammenfluß der Schwarzen und Weißen Przemsa die 
„Dreikaiscrecke", eine Stelle, an der Rußland, Österreich und Deutschland 
aneinander grenzen. Sie ist landschaftlich nicht ohne Reiz. 
„Die geologischen Grenzen des oberschlesischen Kohlenbeckens sind mit ziemlicher 
Sicherheit festgelegt durch das Auftauchen älteren Gesteins an der Oberfläche. Im 
Südwesten bei Hultschin und im Nordwesten bei Tost deutet das Vorkommen des 
Kulm den Rand des Beckens an, während die Ostgrenze von devonischen Klippen 
in der Nähe des polnischen Jnraznges gebildet wird und die Südgrenze von den 
Beskiden. Innerhalb dieses Beckens unterscheidet man den Zabrz e-Myslowitzer 
Hanptzng, das Nikolaier, das Rybniker und das Ostrauer Revier. Die 
Schächte deS Nordflügels vom Hauptzuge durchlaufen bcn Muschelkalk. Man schreibt 
dem produktiven Steinkohlengebirge Ane Mächtigkeit von 600 m zu; davon füllen 
die Flöze nur einen kleinen Teil aus." (Heimatkunde von Beuthen, herausgegeben 
vom Lehrerkollegium der städtischen Realschule zu Beuthen.) 
ErwerbsverMmsse. 
Im allgemeinen ist das Bergwerksrevier nicht gerade unfruchtbar. Südlich 
von Königs Hütte dehnt sich eine abwechslungsreiche Hügellandschaft mit 
wohlbestellten Feldern, grünen Wiesen und großen Wäldern ans. Weizen, 
Roggen, Gerste, Hafer, Klee und Kohl, sogar Zuckerrüben gedeihen vortrefflich. 
Freilich gibt es mitten in dem Fruchtgefilde auch viele durch den Bergbau 
verödete Stellen mit Schutthalden, Brand- und Brnchfeldern. Die Waldungen, 
welche zumeist aus Kiefern, Fichten und Birken bestehen, fallen zum Teil dem 
giftigen Hauche der Zinkhütten zum Opfer. — Die Viehzucht ist auch hier 
nicht erheblich und erstreckt sich hauptsächlich auf Pferde- und Rinderzucht. 
Fast jeder Arbeiter hält sich eine Ziege (die „Bergmannskuh"). 
Der Hanptwert dieses Gebietes liegt in seinen unterirdischen Boden¬ 
schätzen. Darum ist diese Gegend auch vorherrschend Jndustriegegend. Im 
Kreise Beuthen beschäftigen sich.zehnmal soviel Menschen mit Industrie als 
mit Landwirtschaft. 
Die Grundlage der gesamten Industrie bilden die Steinkohlen, die 
in dieser Gegend in einer solchen Fülle vorkommen, wie an keiner andern 
Stelle des europäischen Festlandes. Eine Anzahl Flöze liegen hier über- 
einander, von denen einige bis 15 irr Mächtigkeit ausweisen. Häufig schießen 
mehrere Flöze zu einem zusammen, indem sie zugleich an Mächtigkeit ab¬ 
nehmen. Die gegenwärtige Ausdehnung des Kohlenbergbaues beträgt in 
Oberschlesien 1200 qkm, die noch abbaufühigen Kohlenfelder unter der Erd¬ 
oberfläche aber sind 5—6000 qkm groß. Dies ist mit Hilfe von mehr als 
100 Bohrlöchern festgestellt worden, unter denen das von Parusch0Witz 
mit 2003 m das tiefste Bohrloch der Erde ist. Alle kohlensührenden Schichten
	        
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