II. Das Glatzer Bergland.
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mächtigen Serpentinen eine Straße emporwindet, das österreichische Städtchen
Jauernig und die auf steilem Felsen über dem Städtchen thronende fürst-
bischöfliche Residenz Schloß Johannesbcrg mit Landeck (L.) verbindend. Die
Straße hat trotz ihrer kunstvollen Anlage keinen recht lebhaften Verkehr zwischen
Schlesien und der Grafschaft herbeiführen können. Nordwestlich von ihr er¬
hebt sich als ein echter Gneisrücken, breit hingelagert, der Heidelberg (H. R,
902 in), auf dessen Hochfläche ein stattlicher Aussichtsturm eine völlige Nund-
sicht ermöglicht. Ihr ist charakteristisch nach Nordosten hin der weite Blick
in das Vorland des Gebirges bis zu den Strehlener Bergen und nach Süden
zu der Anblick des schlanken Schneebergkegels, der hier so recht als Be¬
herrscher des ganzen Landschaftsbildes erscheint. Der dreigipflige Nachbar des
Heidelberges, der Jauersberg
(.1. R, 870 m), gibt schon
in seinen zackigen Formen zu
erkennen, daß er aus ganz
anderm Stoffe geschaffen ist
als jener (s. S. 22). Fast
bis zu seiner Spitze hinaus
windet sich die Kunststraße
empor, die Reich enstein und
Land eck verbindet, aber gleich
der Krautenwalder die länder¬
trennende Eigenschaft des stei¬
len Kammes nicht hat besei-
, tigen können. Der Wanderer,
der auf ihr von Landeck her
abwärts schreitet, kommt mitten
im Walde an eineirmBergwerk.
vorüber. Es weist durch seinen
Namen .Soldner Esel" schon
darauf hin, daß einstmals hier
Gold gefunden wurde. Heute
ist es ein ArsenikwerZ das
durch seine giftigeil Dämpfe
den Hochwald talwärts vernichtet. Ter Erdboden birgt hier meilenweit in
der Runde, besonders in seinen Serpentinmassen, Arsenikalkies, dessen Ver¬
hüttung heutzutage die Hauptbedeutung des Städtchens
Neichen stein (R)
ist. Diese ehemals „freie Bergstadt", in deren Umgebung schon sehr früh,
schwerlich aber vor 1241, nach Gold geschürft worden ist, verdankt dein Edel¬
metall auch seinen Namen. 1547 waren hier 145 Zechen im Betrieb, und
mehr als 21200 Dukaten wurden in diesem Jahre zu Reichenstein geprägt.
Der Zusammenbruch des „Goldnen Esels", vor allem aber die Verheerungen
des Dreißigjährigen Krieges haben den Bau nuf Gold, das meist in dem
hochromantischen „Schlackental" verhüttet wurde, fast gänzlich zum Still¬
stand gebracht. In den Güttlerschen Arsenikwerken werden jetzt noch kleinere
Mengen Goldes nebenbei gewonnen. (Taufbecken, Taufkanne des Preußischen