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uicht erobern; sie kehrten mißmuthig nach Europa zurück. Zeuki's
Nachfolger war der tapfere, gerechte und menschenfreundliche Sultan
Saladin von Aegypten. Er hatte mit dem König von Jerusalem
einen Waffenstillstaud abgeschlossen, welchen der Ritter Reinwald
von Chattillon brach, indem er Saladins Mutter auf der Reise
nach Damaskus überfiel und plünderte. Da Saladin keine Genug¬
thuung erhielt, so erschien er mit einem Heere vor Jerusalem, eroberte
die Stadt und machte der Christenherrschaft daselbst ein Ende. Mit
großem Edelmnthe behandelte er die gefangenen Christen und schenkte
ihnen Leben und Freiheit (1187).
Der Schrecken über Jerusalems Fall brachte den dritten Kreuz¬
zug in Bewegung (1189-1192), welchen die drei mächtigsten Häup¬
ter der damaligen Christenheit, der deutsche Kaiser Friedrich I.
Barbarossa, König Richard Löwenherz von England und König
Philipp II. von Frankreich unternahmen. Aber kaum ist wohl jemals
mit so ungeheuren Mitteln so wenig erreicht worden. Barbarossa
fand beim Uebergange über den Fluß Saleph seinen Tod (1190) unb
mit ihm war der Glücksstern des ganzen Unternehmens erloschen.
Erbittert über bas hochfahrenbe Wesen bes Königs von Englanb,
kehrte Philipp II. in bie Heimath zurück, unb obgleich Richarb Löwen¬
herz noch ein Jahr lang im heiligen Lanbe blieb, vermochte er trotz
seiner an's Wnnberbare grenzenben Tapferkeit nicht mehr zu erreichen,
als baß beu Christen ber Küstenstrich von Ptolomais bis Joppe über¬
lassen unb ihnen ber ungestörte Besuch Jerusalems gestattet würbe.
Mit dem dritten Kreuzzuge hatte der gläubige Enthusiasmus
im Abendlande seinen Höhepnukt erreicht; bei deu späteren Kreuzzügen
konnte das Mißlingen derselben schon vorausgesagt werben, weil sie
entweber nicht mit ben ansreichenben Mitteln unternommen würben,
ober ihre Anführer selbstsüchtige Zwecke verfolgten. Papst Juuo-
cenz III. bot lange umsonst Alles auf, bie Fürsten zu einem viertelt
Kreuzzuge (1263—1204) zu bewegen; nur nach vielen Bemühungen
gelang es ihm, mehrere italienische unb französische Ritter zur An¬
nahme bes Kreuzes zu bestimmen, an beren Spitze Graf Balbuin von
Flanbern staub. Die Kreuzfahrer ließen sich im Einverstänbniffe mit
ben Venetianern, welche bie Ueberfahrt besorgten, bnrch große Ver¬
sprechungen des griechischen Prinzen Alexius bewegen, ihre Fahrt
nach Konstantinopel einzuschlagen, um seinen vertriebenen Vater wie¬
der auf ben Thron zu setzen. Da bie gemachten Versprechungen nicht