Full text: Heimatkunde und Arbeitsschule

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B. praktischer Teil 
virchow nach Lallies. Zwischen virchow und Callies befindet sich auch 
ein Lndmoränenzug, der sich besonders bei virchow zu bedeutenden 
höhen erhebt und im Hochratzenberg 210m höhe erreicht, fluch er 
ist mit Vlockpackungen stark beladen, aber es fehlen größere Seen. Die Bewoh¬ 
ner dieser interessanten Gegend erzählen sich mancherlei wunderbare Dinge. 
„D e r b r e i t e S t e i n z u v i r ch o w. In virchow (Kreis Vramburg) lag bis 
zum Jahre 1911 ungefähr einen halben Kilometer östlich von der Kirche, mitten 
im Ackerland ein großer Steinblock, welcher im Volksmunde „der Breite Stein" 
genannt wurde. Er war zuletzt noch fünf Meter lang, vier Meter breit und einen 
Meter hoch über ber Erde und hatte 15 Meter Umfang' früher ist er aber noch viel 
größer gewesen, da seine Besitzer ihn wiederholt^durch Kbsprengungen verkleinert haben. 
Man erzählt, daß unter diesem Steine seit alter Zeit die Unnereeskes wohn- 
ten. Gft holten sie sich von den Bauern des Vorfes einen Trog zum Backen, und 
wenn sie ihn ausgebraucht hatten, brachten sie ihn regelmäßig sauber und rein 
„ausgeschrapt" nebst einem „Stuten" zurück. 
Außerdem wurde dem Stein noch eine Wunderkrast beigemessen. Junge Ehe- 
leute, denen Kindersegen versagt war, brauchten sich nur zur Neumondzeit am 
Breiten Stein einzufinden, so gingen ihre Wünsche in Erfüllung. So ist es in alter 
Zeit gewesen, und so blieb es, bis der Stein kürzlich zersprengt wurde. 
Kls der Stein im Jahre 1911 zersprengt wurde, stellte sich heraus, daß sich 
unterhalb desselben ein Grab aus neolithischer Zeit befand' in dem Grabe wur- 
den eine Urne und ein Feuersteinbeil gefunden, ver Stein lieferte 77 Kubik¬ 
meter zerschlagene Steine und wog annähernd 500(1 Zentner." 
„ver Kdamstanz bei IDirchow. Bei dem vorfe Ivirchow (b.i. virchow, 
Kreis Dramburg) befindet sich ein Kreis großer Steine. Es sind deren achtzehn 
an der Zahl, vierzehn, 2 bis 2^/z Fuß hoch, stehen jedesmal paarweise in einem 
großen Kreise um zwei, welche in der Mitte des Kreises stehen. Diese zwei sind 
über zwei Ellen hoch. Zwei andere, noch etwas höher, stehen außerhalb des Krei- 
ses, in einiger Entfernung. 
von der Entstehung dieser Steine erzählt man, daß an dieser Stelle vor 
einigen hundert Jahren mehrere Menschen am heiligen pfingsttage einen nackten 
Tanz aufgeführt haben und zu einer sonderbaren Strafe für ihr frevelhaftes Be- 
ginnen in die Steine verwandelt worden sind, vaher heißen die Steine auch der 
5ldamstanz oder der Steintanz. Die vierzehn Steine im Kreise sind die Tänzer 
und Tänzerinnen gewesen,' die zwei in der Mitte die Bierschenker und die zwei 
außerhalb des Kreises die Spielleute. Hn diesen beiden letzteren kann man im 
Stein noch die Violinen erkennen." 
„Die Kbwehr der Pest, vor vielen Jahren wütete einmal die Pest in 
Pommern und suchte auch den Kreis Dramburg heim. Als sie aber in das Dorf 
virchow bei Falkenburg einzukehren drohte, kamen die Dorfältesten zusammen 
und ließen in aller Eile durch drei Jungfrauen eine tiefe Furche rings um das 
Dorf pflügen- zwei Jungfrauen mußten den Pflug ziehen, und die dritte mußte 
ihn lenken. Über die so gepflügte'Furche?konnte die'pest nicht herüberkommen; aber 
man hat sie, besonders zur Nachtzeit, in den hohen Bergen furchtbar schreien hören." 
„Die verwünschte Prinzessin mit dem schärigen Mund. In der 
Nähe der Stadt Falkenburg liegt ein großer Berg mit Namen Galgenberg, hier 
läßt sich täglich um zwölf Uhr mittags eine Jungfrau sehen, welche sehr schön ge- 
staltet ist, nur daß sie einen „schörigen" Mund hat. Sie soll eine verwünschte prin- 
Zessin sein, und man erzählt, daß sie erlöst werden kann, wenn sie von sämtlichen 
Fischern des dortigen Fischerdorfes geküßt wird. Einmal ist es nahe daran gewesen,
	        
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