120
Dritter Kursus.
infeln, Cotentin und Bretagne, in das Meer vor. Im 8. bildet
die Küste der Provence einen nach auswärts gerichteten Bogen; sie
begrenzt im W. den Golf du Lion (genannt nach dem hier im Alter¬
tum lebenden Volksstamm der Ligyer) Längs der Südwestseite des
Sechsecks bilden die Pyrenäen eine ausgezeichnete natürliche Grenze
gegen Spanien (siehe § 47). Im 0. grenzt Frankreich an Italien,
die Schweiz, Deutschland und Belgien. Auch hier sind z. T. gute
natürliche Grenzen vorhanden in den Hauptkämmen der Alpen, des
Schweizer Jura und der Vogesen; nur in der Lücke zwischen den beiden
letzteren Gebirgen und längst der Nordwestseite fehlen solche.
Der Obersiächenbeschaffenheit nach sind drei Hanptteile zu unter¬
scheiden: l. Das Alpen land, 2. die Französischen Mittel¬
gebirge, 3. das Französische Tiefland. Eine gerade Linie
von Vayonne nach Sedan teilt Frankreich in eine südöstliche, vor¬
wiegend gebirgige, und eine nordwestliche, vorwiegend ebene Hälfte.
Die Französischen Älpen umfassen den größten Teil des südwest¬
lichen Flügels der Westalpen (siehe Z 21). Der Hauptkamm füllt nach
Italien zu sehr steil ab. Aus französischer Seite dagegen sind ihm
zahlreiche Nebenketten vorgelagert, die sich nach W. bis fast an die
Rhone, nach 8. bis zu den Küsten des Mittelländischen Meeres aus¬
breiten. Sie werden von Dura nee und Jsere in vielfach ge¬
wundenem Lauf durchflossen. Zwischen beiden erhebt sich einer der
wildesten und unzugänglichsten Teile des gesamten Alpengebirges. Aus
dem Thal der Jsere führen zwei wichtige Pässe über das Gebirge,
der Kleine St. Bernhard zum Thal der Dora Baltea, der von
einer Eisenbahn überschrittene Mont Cenis (siehe § 45), 2100 in,
zu dem der Dora Riparia. Nördlich des ersteren erhebt sich noch
auf französischem Boden der höchste Berg Europas, der flach gewölbte,
von zahlreichen Gletschern umgebene Gebirgsstock des Montblanc,
4810 in.
Nördlich der Alpen gehört der westliche Teil des Schweizer Jura
Frankreich an. Im W. begrenzt die schmale Tiefebene der
Rhone und Saöne das Alpen- und Juragebiet. Sie steht im SW.
mit der sumpfigen, hafenlosen Küsten ebene von Languedoc in
Verbindung.
Die Französischen Mittelgebirge haben im allgemeinen plateau¬
artigen Charakter. Die bedeutendste Erhebung ist das Hochland der
Auvergne, ein gleichförmiges Plateau von etwa 1000 m Höhe, in
welches die Flüsse tiefe Thäler eingeschnitten haben, und auf dem sich
zahlreiche erloschene Vnlkankegel erheben, darunter der Mont Do re,
1900 in, der höchste Berg der Französischen Mittelgebirge. Im W.
und N. senkt sich das Plateau in Terrassen zum Tiefland hinab, im
8. und 0. wird es von dem in einem Bogen von SW. nach NO.
verlausenden, unwegsamen Randgebirge der Cevennen begrenzt, das
steil zur Rhone und der Tiefebene von Languedoc abfällt. Auf ihm
entspringen nahe bei einander Tarn, Lot, Allier und Loire. Bei