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einzelnen Zeiten des Altertums auch bedeutende äußere Macht entfaltet, wie zur 
Zeit der alten syrischen Könige und unter der Herrschaft der Seleuciden, und seine 
großen, mächtigen Städte konnten sich denen der großen Kulturstaaten würdig zur 
Seite stellen. 
Damaskus gehört nach den Überlieferungen zu den ältesten Städten der 
Erde. Ihrer schönen Lage in einer wasserreichen, von einer paradiesischen Pflanzen- 
n'elt geschmückten Oase wegen wird sie noch heute das „Auge des Ostens" genannt. 
Als Residenz der mächtigsten syrischen Könige, als Mittelpunkt eines ausgedehnten 
Karawanenhandels und als Sil; reger Gewerbthätigkeit gelangte sie früh zu Macht 
und Ansehen und zählt noch heute 150000 Einwohner. Nordöstlich von Damaskus 
in einer Oase mitten in der Wüste trifft man heute die großartigen Nuinen von 
Palmyra an, jener einst fabelhaft geschmückten Residenz der stolzen Königin Ze¬ 
nobia, welche selbst dem römischen Kaiser Aurelian zu trotzen wagte. Im Norden 
Syriens waren Aleppo und Antiochien die mächtigsten Städte. Ersteres zählt 
heute noch 70000 Einwohner, während letzteres, einst eine Stadt von 800,000 Ein- 
wohnern, heute ein arg heruntergekommenes Türkenstädtchen ist. Der Hafen von 
Antiochien war Seleuci a. Heute ist der bedeutendste Hafen der Küste Beirut. — 
b) Als Nachbarland von Palästina kam Syrien mit diesem sehr häufig in Be¬ 
rührung. König David eroberte ganz Syrien mit Damaskus; Salomo verlor 
diese Stadt aber an den syrischen Feldhauptmann Reson. Benhadad I. zog 
im Bunde mit Asa von Juda gegen Baesa von Israel und entriß ihm den nörd¬ 
lichen Teil von Galiläa. Benhadad II. wurde von Ahab geschlagen und zum 
Frieden genötigt. Sein Feldhanptmann Naemann wurde von Elisa vom Aus¬ 
satz gereinigt. Im weitern Kampf gegen B. fiel Ahab. Hasael eroberte das 
ganze Ostjordanland und war der mächtigste König in Syrien. Auch seine Nach¬ 
folger bedrängten Palästina, bis Tiglath Pilesar dem syrischen Reich ein Ende 
machte. — Die Zeit der Seleueidenherrschaft ist aus den Kümpfen der Makkabäer 
bekannt. Anti och ns d. Gr. gab den Juden viele Vorrechte, Antiochus Epi- 
phanes aber verfolgte sie hart. Unter der Führung der Makkabäer schüttelten sie 
die syrische Tyrannei ab. 
Auch aus der neutestamentlichen Zeitgeschichte, den ersten 
Jahrhunderten der christlichen Kirche und der Zeit der Kreuzzüge 
ist Syrien und mit ihm Kleinasien bekannt. Paulus wurde ans dem 
Wege nach Damaskus erleuchtet und vom Herrn als Rüstzeug auserwählt. An¬ 
tiochien war das erste feste Bollwerk der christlichen Kirche. Hier nannten sich die 
Bekenner der Lehre Jesu zuerst Christen. Antiochien war der Hauptausgangspunkt 
von Pauli Missions reisen*) und später eine der vier großen christlichen Bi¬ 
schofs-Metropolen. In Kleinasien wurden durch Paulus und andere Apostel zahl¬ 
reiche christliche Gemeinden gegründet; hier liegen auch die Orte der ersten all¬ 
gemeinen Kirchen Versammlungen. Zur Zeit der Kreuzzüge waren Klein¬ 
asien und Syrien die Durchzugsländer der Kreuzfahrer nach Palästina. 
Hier wurden hartnäckige Kämpfe gegen die Türken geführt und eine Reihe christ¬ 
licher Reiche gegründet. Syrien umfaßt die Grafschaft Tripolis und das Fürsten¬ 
tum Antiochien; in Kleinasien lagen die Grafschaft Edessa, das Kaisertum Trape- 
zunt, Armenien, Jkonium und das Kaisertum Nicäa. — 
Das Schwert der Türken eroberte wieder alle diese Reiche und mit ihnen das 
heilige Land. Unter der langen Gewaltherrschaft der Türken haben sich die Kultur- 
zustände und die wirtschaftlichen Verhältnisse dieser Länder sehr verschlechtert. Weite 
Einöden und Trümmerstätten sieht man an solchen Orten, wo früher üppige Gürten 
und reiches Kulturleben anzutreffen war. Dem frommen christlichen Sinne bleiben 
jene Gegenden aber nichtsdestoweniger Erinnerungsstätten in der Geschichte des 
Reiches Gottes. — 
*) Die. Länder und Hauptstationen der Paulinischen Missionsreisen weist die 
umstehende Übersichtskarte nach. 
Heynemanu'sche Buchdruckerei (F. Beyer) in Halle a. S.
	        
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