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läuten im Dorfe; willst du nicht in die Kirche gehen? Ich will
das Haus wohl hüten." Dies sagte das gute Kind, weil die
Mutter alle Sonntage in die Kirche ging und fröhlicher heimzu¬
kehren pflegte, als sie weggegangen war. Die Mutter dachte bei
den Worten des Kindes: Warum sollt' ich nicht auch heute in
die Kirche gehen in den bösen Tagen, bin ich ja doch in den
guten hingegangen?
3. Sie machte sich mit schwerem Herzen auf den Weg und
setzte sich in der Kirche härter einen Pfeiler; denn sie schämte sich
ihres Unmutes. Als das Lied anfing, konnte sie kaum mitsingen
und ihre Tränen kaum verbergen. Der Pfarrer redete von der
Liebe und Güte Gottes, und jedes Wort war ihr erquickend und
rührend.
4. Als die Kirche aus war, ging die Frau demütigen Herzens
imd getröstet nach Hause imb sagte: „Habe ich das Metnige getan-
so wird ja auch der Vater der Witwen und Waisen wohl das
Seinige tun." Vor allen: war ihr ein Sprüchlein aus der
Predigt wohl zu Herzen gegangen: „Durch Stillesein nnb Hoffen
werdet ihr stark sein." — „Der Herr," sagte sie, „hat meine
Tränen gesehen; er wird sie wohl stillen, wenn es gut ist."
5. Es hatte aber auch ein wohlhabender Mann aus der
Gemeinde die Witwe mit ihrem Kummer m der Kirche bemerkt.
Er hatte gedacht: Sie hat ein heimliches Leid; darum kann sie
nur mit Tränen der Liebe Gottes gedenken und nicht so fröhlich
nach der Kirche gehen wie du. Gleich erkundigte er sich nach ihr
und ihren Umständen.
6. Als mm am Abend die Witwe mit ihren Kindern beim
düstern Lampenscheine saß und sie sich untereinander trösteten
und sich vornahmen, fleißig zu arbeiten, sagte die Mutter: „So
wollen wir erst ein Geißlamm aufziehen; vielleicht kommen wir
auch wieder einmal gn eurer Kuh!" Wie sie diese Worte aus¬
geredet hatte, hörte sie an der Tür ein Gebrüll wie das einer
Kuh. Da wurde sie wehmütig; denn das erinnerte sie ja an
ihre verlorene Kuh. Sie erschrak, da es leise an die Tür klopfte;
diese öffnete sich; es trat ein Mann herein und sagte: „Seht,
ein guter Freurrd schickt euch diese Kuh und diese Säcke nebst
seinem fremldlichen Gruße!" Ehe sie rioch fragen unb danken