II Geographie. 1
Die Alpenflüsse. Von der Gletschermilch, dem weißlichtrüben Gletscher—
wasser, trinken die Alpenbäche, die in alle Täler hinabtosen. Die wilden
Gletscherbäche sammeln sich und bilden Flüsse und Ströme. Nicht überall ver—
breiten sie Segen; denn sie führen auch viel Geröll mit sich. Manche bedecken
damit den Boden der Täler und nehmen diesen alle Fruchtbarkeit.
Die bedeutendsten Alpenflüsse sind der Po, der Rhöne, der Rhein,
(S Fluß), der aus den Alpen durch die Aare und Reuß, die Donau, die
durch den Inn, die Drau und die Sau verstärkt wird, ferner die Etsch.
Die Alpenseen. Sowohl den nördlichen wie auch den südlichen Apenrand
schmücken zahlreiche Alpenseen. (UÜber deren Entstehung vgl. S3. Nenne
die größten Alpenseenl!)
Der Mensch in den Alpen. Der Mensch kann in den Apen fast nur die
warmen Täler bewohnen. Auf den Alpenmatten aber weidet er während
des Sommers sein Vieh; er treibt Alpenwirtschaft. Im Gebiete der Vor—
alpen wird die Apenwirtschaft stärker betrieben als in den Hauptalpen. Außer
der Viehzucht bilden auch Holzschnitzerei und allerlei aadre Gewerbe Er—
werbsquellen der Alpenbewohner. Zwischen dem Vierwaldstätter und dem
Bodensee blüht die Baumwollweberei, in Basel und Zürich die Seiden—
industrie, in Genf und auf dem Jura-⸗Gebirge, das den Alpen im NW. vor—
gelagert ist, die Uhrenherstellung, in Zürich und Winterthur der Maschinenbau.
Auch die Bewirtung der vielen Fremden, welche die Alpenbesuchen, ernährt
viele Menschen. Ackerbau kann nur in den breiteren Tälern und im Vorlande
der Apen betrieben werden. Viel verbreitet ist der Obstbau, und in vielen
Tälern, besonders den südlichen, spielt auch der Weinbau eine wichtige Rolle.
An mineralischen Schätzen, wie Salz, Eisen, Quecksilber, sind die Ost—
alpen ziemlich reich; auch kleine Lager von Steinkohlen kommen vor.
Im Verkehr mit der großartigen Natur des Hochgebirges hat der Alpenbewohner
sich zu einem eigenartigen Menschen entwickelt E ist tatkräftig, unternehmend
und erfinderisch; er zeigt ferner eine starke Heimat- und Vaterlandsliebe
und hängt treu an dem von den Vätern Ererbte. Infolgedessen konnten sich auch
alte Volksfeste und Volkstrachten bis heute erhalten Bekannt ist die Gast—
freundschaft der Alpenbewohner, ihre Liebe zur Poesie, Malerei und Kunst.
Das Wohnen in abgeschlossenen Tälern hat günstige und ungünstige Wirkungen
ausgeübt. Mit der Frommigkeit ist oft ein starker Werglaube verbunden. Neuerungen
ist der Alpenbewohner, abgesehen vom Schweizer und Franzosen, wenig zugänglich.
Handel und Verkehr. Da es den Alpen an Getreide und gewerblichen Roh⸗
stoffen fehlt, ist ein bedeutender Handelsverkehr erforderlich. Dem Verkehr
stehen große Schwierigkeiten im Wege. Mit Scharfsinn und Tatkraft wurden
aber in den Alpen großartige Verkehrsanlagen geschaffen, die zugleich
dem starken Reiseverkehr dienen. Neben den Saumpfaden, die über die
Apenpässe führen, entstanden schöne Kunststraßen und Eisenbahnlinien
mit großartigen Brückenbauten und Tunnels. Auch zahlreiche Drahtseil- und
Zahnradbahnen wurden erbaut.
Die wichtigsten Pässe der Apen sind Mont Cenis⸗, Simplon—-,
St. Gotthard-, Splügen-⸗, Brenner- und Semmering-Paß. Alle