Full text: H. G. Bohrs Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

476—1100. 
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von Handwerken und vom Handel; die Beduinen, die Söhne 
der Wüste, führen ein nomadisches Leben; das genügsame Kamccl 
und das schöngebaute schnelle Noß befriedigen ihre einfachen 
Bedürfnisse oder tragen sie zum Kampfe hinaus; ohne sich um 
die übrige Welt zu bekümmern, wenn sic ihnen nicht im 
Kampfe begegnet oder Anspruch auf ihre einfache Gastfreundschaft 
macht, folgen sie allein ihrem S ch e i k (Stammfürsten) und 
besitzen alle Rohheit und alle Tugenden, welche ein solches Leben 
mit sich führt: als Nachbegicr, Schlauheit, Gastfreiheit, Treue 
und Tapferkeit. Allein cs verband die gemeinsame Sprache, 
welche mit derjenigen verwandt war, welche von den Vhöniciern 
und Juden gesprochen wurde, die verschiedenen Stämme der 
Araber, und solchergestalt wurde eine engere Vereinigung zu 
einem gemeinsamen Nationalzwecke ermöglicht. Die Religion der 
Araber in der älteren Zeit war theils die persische, theils die 
christliche oder jüdische; die Nomaden beteten zumeist die Sterne 
an. welche ihnen leuchteten, wenn sic in der Nacht, rings um 
vom Himmel und der ernsten Wüste umgeben, ihren stillen 
Weg zogen. 
In einem solchen Lande und Volke wurde gegen das Ende 
des 6ten Jahrhunderts nach Christus Muhamed aus dem 
Stamme Koreisch geboren. Sein Vater Abdalla starb früh und 
hinterließ seiner Mutter, welche eine Jüdin war, fünf Kamcele 
und eine Sklavin. Von Jugend an war Muhamed nachdenklich, 
wahr, empfänglich für Freundschaft; sein Aeußcres war schön 
und empfehlend und die Sprache klang schön von seinen beredten 
Lippen. Er unternahm bald mehrere Handelsreisen; im Dienste 
der reichen Wittwc Kadi sch a besuchte er Damaskus, eine 
der Hauptstädte des Handels, welche dem geistreichen Jünglinge 
eine reichhaltige Gelegenheit darbot, die Ansichten und Sitten 
der Menschen kennen zu lernen; er diente der K a d i s ch a treu 
und gesiel ihr; sie hcirathctc ihn und ihre Reichthümcr ver¬ 
mehrten seinen Einfluß. Er kannte die jüdische und die christliche 
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