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von Handwerken und vom Handel; die Beduinen, die Söhne
der Wüste, führen ein nomadisches Leben; das genügsame Kamccl
und das schöngebaute schnelle Noß befriedigen ihre einfachen
Bedürfnisse oder tragen sie zum Kampfe hinaus; ohne sich um
die übrige Welt zu bekümmern, wenn sic ihnen nicht im
Kampfe begegnet oder Anspruch auf ihre einfache Gastfreundschaft
macht, folgen sie allein ihrem S ch e i k (Stammfürsten) und
besitzen alle Rohheit und alle Tugenden, welche ein solches Leben
mit sich führt: als Nachbegicr, Schlauheit, Gastfreiheit, Treue
und Tapferkeit. Allein cs verband die gemeinsame Sprache,
welche mit derjenigen verwandt war, welche von den Vhöniciern
und Juden gesprochen wurde, die verschiedenen Stämme der
Araber, und solchergestalt wurde eine engere Vereinigung zu
einem gemeinsamen Nationalzwecke ermöglicht. Die Religion der
Araber in der älteren Zeit war theils die persische, theils die
christliche oder jüdische; die Nomaden beteten zumeist die Sterne
an. welche ihnen leuchteten, wenn sic in der Nacht, rings um
vom Himmel und der ernsten Wüste umgeben, ihren stillen
Weg zogen.
In einem solchen Lande und Volke wurde gegen das Ende
des 6ten Jahrhunderts nach Christus Muhamed aus dem
Stamme Koreisch geboren. Sein Vater Abdalla starb früh und
hinterließ seiner Mutter, welche eine Jüdin war, fünf Kamcele
und eine Sklavin. Von Jugend an war Muhamed nachdenklich,
wahr, empfänglich für Freundschaft; sein Aeußcres war schön
und empfehlend und die Sprache klang schön von seinen beredten
Lippen. Er unternahm bald mehrere Handelsreisen; im Dienste
der reichen Wittwc Kadi sch a besuchte er Damaskus, eine
der Hauptstädte des Handels, welche dem geistreichen Jünglinge
eine reichhaltige Gelegenheit darbot, die Ansichten und Sitten
der Menschen kennen zu lernen; er diente der K a d i s ch a treu
und gesiel ihr; sie hcirathctc ihn und ihre Reichthümcr ver¬
mehrten seinen Einfluß. Er kannte die jüdische und die christliche
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