V. Der Weichselgau.
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leere Fahrzeuge. Etwa 35 °/0 der gesamten Schiffsladungsgüter bestanden ans
Schnittwaren der verschiedensten Holzgattungen. Dazu kamen 6508 Schleusen-
füllungen Holztraften von 843 919 in Floßholz im Werte von 16 Mill. MkZ.
4. HrlsKunde.
Bromberg (d. h. Burg a. d. Brame, jetzt Brahe geuaimt, vergl. S. 57 u. 61), die Haupt¬
stadt des gleichuaittigeu Regierungsbezirks, ist eine wohlgebaute, zu beiden Seiten der Brahe
gelegene, deutsche Stadt mit 52200 E. (mit Bororteil über 75000 (§.). Ihre günstige Lage am
Ausgangspunkt des Kanals und an der Vereinigung mehrerer Bahnstrecken hat wesent¬
lich dazu beigetragen, Handel und Verkehr, Gewerbefleiß und Fabriktätigkeit in Blüte zu
bringen. Bedeutend ist namentlich der Handel mit Holz, Getreide und Mehl. Letzterer
wird durch die großartigen Mühlenwerke „Herkules" der König!. Seehandlnng wesentlich
gefördert. Die Gewerbe- tntb Fabriktätigkeit erstreckt sich hauptsächlich ans Maschinen-
bau, Eisengießerei. Knnsttischlerei, Bierbrauerei, Betrieb von Dampfschneidemühlen, Pappe-
und Papierfabrikation, Groß- und Kleinhandel u. a. m. — Als Hauptstadt des Regierungs¬
bezirks ist die Stadt Sitz der Regierung, hat ferner ein Landgericht, eine Eisenbahn-
und eine Oberpost-Direktion, eine Reichsbankstelle, eine Generalkommission, ein Haupt-
steueramt. An Bildnngsanstalten sind vorhanden ein Gymnasium, ein Realgymnasium,
mehrere höhere Mädchenschulen und Mittelschulen, eine Taubstummen- und eine Blinden¬
anstalt, zahlreiche Volks- und Privatschulen, eine Wiesenbauschule, ein Lehrerseminar und
zwei Lehrerinnenseminare. Unter den Gotteshäusern sind neue Prachtbauten. Auf dem
Friedrichsplatz steht das Denkmal Friedrichs des Großen, errichtet von „den dankbaren
Bewohnern des Netzeganes", auf dem Weltzmplatz ein Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I.,
errichtet 1893. — Bromberg wurde auf den Trümmern des Polenstädtchens Bydgoszcz
1356 von deutschen Ansiedlern gegründet. Im 16. Jahrhundert gehörte die Stadt zu
den blühendsten Haüdelsstädten des polnischen Reichs. Durch Kriege und ansteckende
Krankheiten wurde sie aber derart verheert, daß sie einem Trümmerhaufen glich und
nur etwa 600 ärmliche Bewohner zählte, als sie 1772 an Preußen kam. — Die Stadt
hat eine sehr schöne Lage und macht mit ihren zahlreichen öffentlichen Gärten und An¬
lagen einen überaus freundlichen Eindruck. Zu den schönsten Punkten der Umgebung
gehören die Anlagen an den Schleusen und Wißmannshöhe. Von hier aus hat man
einen schönen Ausblick über die ganze Stadt und ihre Umgebung. Die nahen Forsten
sind im Sommer das Ziel vieler Vergnügungs-Ausflüge. — Als bedeutende Stadt in
der Nähe der Grenze hat Bromberg viel Militär der verschiedenartigsten Truppengattungen.
— Auf dem evangelischen Friedhofe ruht Gottfried Theodor v. Hippel, der Verfasser
vom „Anfrw an mein Volk". 1813. — Crone a. d. Brahe, im Brahetal schön gelegen,
durch Kleinbahn mit Bromberg verbunden. Jn Cronthal, unmittelbar bei der Stadt,
ist im früheren Cistercienserkloster eine große Strafanstalt für männliche Strafgefangene.
In der Nähe der Stadt das reizende Grabinawälvchen (Laubwald) und ein Braun¬
kohlenbergwerks — Fordon, liegt auf hohem User unmittelbar am Weichselstrom nörd¬
lich der Brahemündung, treibt Schiffahrt, Getreidehandel und Ackerbau, hat eine Schneide¬
mühle und eine große Strafanstalt für weibliche Strafgefangene. Südlich von der
Stadl an der Weichsel liegen die sogenannten Schwedenschanzen, wahrscheinlich Überreste
vorgeschichtlicher Schutzwälle, vielleicht auch prähistorische Begräbnisstätten. — Schnlitz,
Ackerbaustädtchen am linken Ufer der Weichsel in sandiger Gegend, treibt bedeutenden
Holzhandel und hat eine Holzimprägnierungsanstalt.
1 Bericht der Bromberger Handelskammer für 1900.
2 Vergl. S. 41.