0. Bodenkunde.
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alluvialer Bildungen bedeckt ist. Die Urzeit der Erde (archäisches* oder
azoisches1 2 * Zeitalter) ist im geognostischen Bau vom Posener Lande gar nicht
vertreten. Ebenso fehlen die meisten Formationen der Primärzeit (paläozoisches:{
Zeitalter), so die cambrische, Silur-, Devon- und Steinkohlenformation. Auch
die weitern Perioden sind, soviel man zur Zeit weiß, nicht vollständig ver¬
treten. Genaueres bleibt nach dieser Seite hin noch wissenschaftlich zu er¬
gründen-, denn die bezügliche Forschung ist in unserer Provinz über die Anfänge
nicht hinausgekommen, und die geologische Spezialaufnahme beschränkte sich
bisher sogar nur ans die nächste Umgebung der Stadt Posen4 5.
Aus den bisherigen gelegentlichen geologischen Untersuchungen in den
verschiedensten Teilen der Provinz ergibt sich folgendes allgemeine Bild der
Bodenbildnng:
1. Die Primärzeit ist durch die Zechsteinformation vertreten. Dieselbe ist bei
Jnowrazlaw erbohrt und bergmännisch erschlossen. Unter einer meist nicht unbedeutenden
Decke von Diluvium, Tertiär und Jurakalk lagert hier eine Gips- und Gipsmergel-
masse als Decke eines großen Steinsalzlagers. Zn dieser Formation gehört auch
der Gips von Wapno, der meist rein, feinkörnig bis dicht, weiß, hellgrau oder ge¬
bändert auftritt uni» unter einer Diluvialdecke lagert. Unter dem Gipslager ist man
ans ein anscheinend mächtiges Steinsalzlager gestoßen, dessen Abbau aber sehr schwierig
sein durfte.
2. Die Seknndärzeit (mesozoisches5 Zeitalter) ist durch Jura und Kreide vertreten,
während die Triasformation fehlt. Jurassisches Gestein überlagert als brauner und
weißer Jura die Zechsteinformation bei Jnowrazlaw. Auch im O. der Stadt wurden
in mehreren Brunnen und Gruben unter einer 4—13 m mächtigen Diluvialdecke feste
oolithische Kalksteine aufgefunden, auf welche auch bereits ein Steinbruchbetrieb er¬
öffnet ist. Auch im Kreise Schubin, bei dem Dorfe Krotoschin zwischen Pakosch und Bartschin,
findet sich ein dichter weißer Jurakalkstein in 3—4 m Tiefe unter dem Diluvium,
der schon seit längerer Zeit in großen Gruben gebrochen und unter dem Namen
„Bartschiner" oder „Pakoscher Kalk" weit in die Provinz hinein verfrachtet wird. In
beiden Gebieten, also bei Jnowrazlaw rmd bei Krotoschin, findet sich auch Kreidegestein.
3. Die Tertiärzeit ist mit ihren Bildungen in der Provinz sehr häufig vertreten,
und die durchschnittliche Mächtigkeit derselben beträgt an den meisten Aufschlußpunkten
150—200 m. Doch ist das Tertiär nur in den obersten Schichten bekannt. Insbesondere
ist es nachgewiesen an den Talrändern der Warthe und Stehe, sonst zerstreut an ver¬
schiedenen Stellen der Provinz, so s. von Meseritz, w. von Wirsitz, bei Jnowrazlaw
u. a. m. Das Tertiär ist insonderheit in den obern Schichten vielfach gestört, mit dem
darüber liegenden Diluvium zusammengefaltet und in der Eiszeit zusammengeknetet worden.
Die Posener Tertiärschichten setzen sich aus unterschiedlichen Sauden und Tonen
zusammen und weisen größere und kleinere Braunkohleneinlagerungen auf.
Der tertiäre Sand ist hell, fein bis grobkörnig und führt weißen Glimmer.
Obwohl es wahrscheinlich ist, daß er in der Provinz häufiger vorkommt, sind bei dem
Fehlen von Bohrproben zur Zeit nur zwei Stellen bekannt, an denen reine tertiäre
Ouarzsande nachgewiesen wurden": in den Kreisen Obornik und Posen West. In Gruben
am Wartheufer bei Bomblin, Kreis Obornik, wurde früher ein reiner, grobkörniger
Quarzsand für die Glashütten an der untern Warthe und Oder gewonnen, der unter
einer Decke diluvialer Grande und Sande auftrat. Sodann findet sich unter den Lette¬
schichten des Vorwerks Karlshof bei Tarnowo, Kreis Posen West, ein etwa 5 m mächtiges
1 Vom griechischen archaios — uranfänglich.
2 Von azoe, ohne Tier- und Pslanzenleben.
li Von palaios, ältestes Zeitalter des ersten Tier- und Pflanzenlebens.
4 Veröffentlichungen der Königl. Geologischen Landesanstalt ln Berlin, Sept. 1899.
5 Von inesos, mitten, Mittelalter des Tier- und Pflanzenlebens der Erde.
" Vergleiche die Veröffentlichungen der „Geologischen Landesaufnahme" über nutzbare
Mineralien in Posen, Sept. 1899.