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Kreise Lebus und an den Abhängen des Fläming, rechts der Oder bei Königsberg in 
der Neumark und bei Soldin. Das fruchtbarste Gebiet aber ist das Oderbruch, 38 km 
von Küstrin stromab auf dem linken Oderufer. Ihm folgen bezüglich ihrer Ertragfähig¬ 
keit die Uckermark, der Spreewald, einige Gegenden im westpriegnitzschen Kreise, die den 
sogenannten Klaiboden haben, und das Warthebruch mit ausgedehnten Wiesen. Fast 
Vs der Gesamtfläche der Provinz ist mit Wald bestanden. Der gewöhnlichste Waldbaum 
ist die Kiefer, Laubholz trifft man seltener. 
ñ. Klima. Das Klima ist gemäßigt und im ganzen gesund, nur in der feuchten 
Havelniederung herrschen im Frühling und Herbst oft Wechselfieber. In den südlichen 
und mittleren Kreisen der Provinz gedeiht schon Mais, und der Weinstock wird mit Er- 
folg gepflegt, so in dem südlichen Teile des Frankfurter Bezirks bei Guben, Krossen 
u. a. O. 
6. Produkte, a. Mineralreich. Von Mineralien kommen bei uns vor: Braun¬ 
kohlen im östlichen Teile der Provinz (es werden jährlich etwa 16 Mill. Centner ge¬ 
wonnen), Kalk bei Rüdersdorf (jährl. etwa 13 Mill. Ctr.), Gyps bei Sperenberg im 
Kreise Teltow (jährl. etwa 3 Vs Mill. Ctr.), Kreide bei Templin. Das Rüdersdorfer 
Kalklager hat eine Mächtigkeit von über 100 m, und unter dem Gypslager bei Speren¬ 
berg hat man in neuerer Zeit ein fast 800 m mächtiges Steinsalzlager gesunden. Die 
Torflager der Provinz aber nehmen eine Fläche von ungefähr 3 600 qkm ein. 
b. Pflanzenreich. Getreide wird in der Provinz des sandigen Bodens wegen ver¬ 
hältnismäßig nur wenig angebaut, dagegen gedeihen Kartoffeln fast überall und werden 
in großer Menge gepflanzt. Fast in tausend Ortschaften der Provinz wird Tabak an¬ 
gebaut, am meisten im Angermünder Kreise. Es werden jährlich fast 100 000 Ctr. 
Tabak gewonnen, etwa % davon im Potsdamer Bezirk. Die ausgedehnten Forsten 
liefern viel Brenn- und Nutzholz. In den großen Kunst- und Handelsgärtnereien zu 
Berlin, Potsdam, Werder, Lübbenau, Lübben, Guben und Gr. Machnow wird viel Ge¬ 
müse, Obst und Blnmensamen gezogen. Nicht unbeträchtlich ist der Weinbau. 
c. Tierreich. Erwähnenswert ist die Schafzucht. In Neustadt a. d. Dosse ist 
ein Landgestüt, worin namentlich engliche Vollblutpferde gezogen werden. Die zahl¬ 
reichen Seeen beherbergen viele Fische. 
7. Beschäftigung der Bewohner. Etwa 2/s sämtlicher Bewohner beschäftigen sich 
mit Ackerbau und Viehzucht, Jagd, Fischerei, fast Vs mit Berg- und Hüttenbau, mit 
Handwerk und in Fabriken, die übrigen mit Handel u. s. w. Besonders blühend ist 
die Tuchfabrikation. Die Tuch- und Wollenfabriken in Kottbus, Luckenwalde, Berlin 
u. s. w. erzeugen jährlich Tuche verschiedener Art im Werte von mehr als 100 Mill. 
Ji, die zum Teil in Deutschland bleiben, zum Teil aber auch nach Amerika, Japan, 
Kleinasien, Spanien und Norwegen verkauft werden (Messe zu Frankfurt a. d. O.). 
In fast 100 Fabriken wird Roheisen zu Guß- und Schmiedeeisen, Gußstahl und 
fertigen Eisenwaren verarbeitet. Außerdem finden viele andere Bewohner lohnenden 
Verdienst in den zahlreichen Maschinenwerkstätten, Ziegeleien, Glashütten (die größte in 
Baruth), Brenn- und Brauereien. Ein großer Teil der Bewohner beschäftigt sich mit 
Handel. Einfuhrartikel sind: Getreide, Steinkohlen, Wolle; Ausfuhrartikel: Produkte 
der Gartenkultur, Kalk, Tuchwaren, Spiritus, Kurz- und Galanteriewaren. 
ñ. Die Bewohner der Provinz. Vor der Völkerwanderung war unsere Provinz 
von deutschen Volksstämmen bewohnt, die aber auch, dem allgemeinen Zuge folgend, 
ihre Wohnsitze verließen und nach Süden zogen. Nach ihnen nahmen Slaven von dem 
herrenlosen Lande Besitz, so die Lutizier, Milzen u. a., mit dem gemeinsamen Namen 
Wenden genannt. Sie wurden später von den Deutschen unter Karl dem Großen, 
Heinrich I., Otto I. unterworfen. Es wanderten nach und nach so viele Deutsche in 
das Land ein, daß sie die Mehrzahl der Bewohner bildeten. Nur in der Lausitz leben 
noch etwa 50 000 Wenden, die sich dort ziemlich unvermischt erhalten haben, wendisch 
sprechen, jedoch auch der deutschen Sprache mächtig sind. Auch sind aus andern Ländern 
viele Kolonisten nach der Mark gekommen, so 1580 zu Kurfürst Johann Georgs Zeit
	        
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