Full text: Länderkunde des Erdteils Europa, Der Kolonialbesitz der europäischen Staaten, Wiederholungen aus der mathematisch-astronomischen Erdkunde (H. 3)

2. Quartär. 
Der Lrdteil Europa im ganzen. 
Kaukasus, lauter teils geradlinig, teils in Bogen verlaufende Gebirge, 
an die sich von den ö. Ketten der S.- Alpen noch der Bogen der Dina¬ 
rischen Alpen, des Pindus, Kreta, Cypern und der asiatische Taurus 
anschließen, während die Pyrenäen abseits für sich bleiben. — b) Eine 
Reihe tiefer Einbrüche von unregelmäßigem Umfang und meist beträcht¬ 
licher Ausdehnung schuf die Becken des w. Mittelmeeres und Tyrrhenischen 
Meeres, das f. Adriatische, das Jonische, Ägäische und ö. Mittelmeer, 
das Marmara-, s. Schwarze und s. Kaspische Meer. Sie alle betten 
sich zwischen die zusammenhängenden, langgezogenen Striche der Gebirgs- 
saltung und sind vom Meer überflutet. — Von dem, was vorher als 
Landslächen aus den s. Meeren herausgeschaut hatte, blieb manches er¬ 
halten und bildet jetzt den dritten Bestandteil der Landschaftsformen im 
Mittelmeergebiet, flache Schollen von vortertiärer Bildung, so die Haupt¬ 
masse der Iberischen Halbinsel, die meisten Teile von Korsika und Sar¬ 
dinien, Apulien und die Halbinsel Gargano sgarganoj, die Landschollen im 
ö. Teil der Balkanhalbinsel. Meist sind diese Landgebiete jetzt äußerlich 
angeschweißt an die Faltungsländer tertiärer Herkunft. 
Riesige Vulkanausbrüche begleiteten die Umgestaltungen von NW.- 
Europa, wie von S.-Europa und haben die Massen vulkanischer Gesteine 
ans den Fär-Oer und auf Island ebenso wie in den S.-Karpaten und 
auf der Apenninhalbinsel geschaffen. Noch jetzt bedeuten die vulkanische 
Tätigkeit und die Erdbeben in Island wie im Mittelmeer Nachzügler 
jener großen Umbildungen. Aber auch die Länder des w. und mittleren 
Europa sind im Tertiär stark verändert worden, auch hier unter starken 
vulkanischen Erscheinungen, durch die in der Auvergne, der Eifel und 
dem Westerwald, in Hessen, im Deutschen Jura und anderwärts Trachyt- 
und Basaltberge geschaffen worden sind. Die Rumpfflächen des alten 
Karbongebirges durch Mitteldeutschland, das längst abgetragen und durch 
Neubildungen von Meeresablagerungen z. T. überdeckt war, wurden jetzt 
durch zahllose Bruchspalten zerlegt, längs deren sich die Landschollen 
verschoben und die Höhenlagen wechselten. Diese Vorgänge schufen erst 
die wesentlichen Züge der gegenwärtigen Landschaftsformen in den fran¬ 
zösischen und deutschen Mittelgebirgen. 
Noch im Quartär hielten die Bewegungen des Tertiärs an. 
Bedeutsam wurde jedoch noch ein neuer Vorgang. Eine Klimaveründerung 
drückte die Schneegrenze herab und verstärkte die Eisbildung auf den 
Gebirgen. Von den Alpen rückten deshalb Gletscher weit bis in die 
Umgebung vor, von den skandinavischen Gebirgen Jnlandeismassen, 
wie sie noch jetzt Grönlands Boden verhüllen, sogar bis ins mittlere
	        
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