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III. Das Deutsche Reich.
überwiegend deutsch, nur in seiner kleineren N.-Hälfte wird vielfach noch
dänisch gesprochen. Holstein war früher ebenso wie Schleswig ein eigenes
Herzogtum; beide wurden daher noch vor kurzem zusammen „Elbherzog¬
tümer" genannt. Gegen Ausgang des Mittelalters wurden sie miteinander
vereinigt und traten („up ewig ungedeelt“) mit Dänemark in Personal¬
union; die Gelüste der Dänen, Schleswig-Holstein ihrem Königreich ein¬
zuverleiben, wurden erst 1864 durch die Siege der preußischen und öster¬
reichischen Waffen niedergekämpft. — *Altona saltonaff abwärts von
Hamburg, mit dem es völlig zusammengewachsen, ist die einzige große
Fabrik- und Seehandelsstadt der Provinz. An der Ostseeküste öffnen sich
6 gasten- oder doch zipfelförmige Meereseinschnitte (Förden), in deren
Hintergrund stets ein Hafenort liegt: Der südlichste ist der größte, weil
er dem nördlicheren den Berkehr aus dem südlichen deutschen Hinterland
abfängt: *Kiel, Universität, bedeutendster Kriegshafen der Ostsee, Fischerei
(Heringe, Sprotten), n. der Eingang in den großen Nordostsee- oder
Kaiser-Wilhelms-Kanal st der, für die größten Seeschiffe fahrbar,
von der Kieler Bucht quer durch Holstein führt bis zur vordersten Aus¬
breitung der Elbmündung. Schleswigs Sitz der Provinzialregierung,
ist nicht für größere Schiffe erreichbar; gegen SW. von Schleswig verlief
etwa 3 Wegstunden lang das Danewirkff "Flensburg ist dritte Stadt
der Provinz mit Schiffbau und Seehandel. Zwischen Flensburg und der
Schlei bewahrt das Land Angeln den Namen des deutschen Volkes, das
zusammen mit den Sachsen im 5. Jhdt. größtenteils nach England hin¬
überzog und es eroberte; der Landvorsprung n. von der Flensburger
Bucht ist die Halbinsel Sundewitt mit den Düppler Schanzen am
Alsensund. Das Binnenland hat nur Kleinstädte, so Rendsburg an
der Eiver, wo der Nordostsee-Kanal an den Fluß herantritt. Das kleine
Tönning an der Eidermündung vermittelt die Ausfuhr des Schlachtviehs
nach England; für größere Seeschiffe ist jedoch die ganze W.-Küste un¬
zugänglich wegen allzu großer Flachheit der Sec. Das Watt, d. h. das
Meer zwischen den Nordsriesischen Inseln und dem festländischen Nord¬
sriesland an der W.-Küste Schleswigs, wird znr Ebbezeit sogar trocken.
In der N.-Hälfte des Archipels ist die größte Insel das hammerförmige
Sylt mit Seebad an der ozeanischen Außenküste; in der S.-Hälfte
liegen die kleinen Halligen, deren Marschboden wegen zu geringen Um-
1 Benannt nach Kaiser Wilhelm I., unter dem er begründet wurde. — 2 b. £).
Ansiedlung an einer Wiek (Bucht) der Schlei. — 8 ö. £). das Dänenwerk, ein alter
Grenzwall, der zwischen der Schlei und den einst weitgehenden Sümpfen des Eider¬
gebiets den deutschen Teil der Jütischen Halbinsel vormals vom dänischen trennte.