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II. Die außerdeutschen Länder Luroxas.
2. Schweden.
VIII. Sie¬
delungen.
1. Schweden.
Seeräuber, die sich in ihren Fjorden hinter den Unmassen von Schüren
an der Küste gut verbergen konnten. Ihre altnorwegische Sprache ist
jedoch von der dänischen verdrängt, seit die Norweger von den süd¬
licheren, klimatisch mehr begünstigten, zahlreicheren Dänen abhängig
wurden. Unter den Völkern des europäischen Festlandes besitzen sie noch
jetzt eine der größten Flotten; ihre Hauptausfuhr besteht in Seefischen
(Stockfisch \ Hering) und Holz. Dafür handeln sie sich Getreide ein,
das ihr Land selbst für ihre geringe Anzahl von nur 21/2 Mill. zu wenig
trägt. Als Frachtführer findet man Norweger mit ihren Schissen in
allen Erdteilen. Fast 1/3 des Gesamthandels findet mit Deutschland,
mehr als 1/3 mit Großbritannien statt; doch ist die Einfuhr aus beiden
Staaten gleich groß. Der Verkehr mit allen übrigen Ländern steht weit
zurück. Der schwedische Handel ist dagegen mit Deutschland lebhafter
als mit England, obwohl auch hier die Ausfuhr nach England größer
ist als die nach Deutschland. Die Schweden, deren Sprache von der
dänischen abweicht, sind in ihrem geräumigen Flachland schon frühzeitig
Ackerbauer geworden, übertreffen mit 51/3 Mill. die Norweger an Zahl
mehr als doppelt und bringen außer Holz Metalle in den Handel, be¬
sonders Eisen und Stahl; der Kiruna-Bezirk gehört zu den eisenerz¬
reichsten Gebieten der Erde; aber zur Verhüttung ihrer Erzschätze, über¬
haupt zum Großgewerbe gibt es nicht genug Kohlen; doch wird die
Wasserkraft der Elfe in technisch vollendeter Weise für die Großindustrie
benutzt. Die Schulbildung des Volks und die wissenschaftliche Tätigkeit
der Gelehrten steht in beiden Ländern, wie überhaupt in den germa¬
nischen, hoch; wo die Bewohner nicht einmal in kleinen Dörfern, sondern
nur weit zerstreut in einzelnen Gehöften wohnen, wie es in Norwegen
meist der Fall ist, da werden die Kinder von Wanderlehrern unterrichtet.
In der Literatur besonders hat Norwegen Großes geleistet.
Schweden und Norwegen sind selbständige Königreiche mit ganz
verschiedener Verfassung, doch standen beide Staaten von 1814 bis 1905
in Personalunion, wie schon einmal im 15. Jahrhundert, damals ge¬
meinsam mit Dänemark. In beiden Ländern herrscht das protestantische
Bekenntnis.
1. Schweden, 4/? der Halbinsel, ist räumlich so groß wie die König¬
reiche Preußen. Bayern und Württemberg zusammen, besitzt aber noch
nicht so viel Einwohner wie die Mark Brandenburg. Besonders in seiner
* Stockfisch ist eine bei uns gewöhnlich Kabeljau genannte Dorschart im getrock¬
neten Zustand. Die Trocknung geschieht an Stöcken; daher der Name Stockfisch.