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auch viele „Buschneger" (entlaufene Sklaven), die hier ihren afrikanischen Götzen¬
dienst treiben.
6. Die Pampas (= Ebenen) im Stromgebiet des La Plata find auf
Hunderte von Meilen nur mit Grassteppen bedeckt, in denen man weder Baum
noch Strauch erblickt. Diese Steppen bieten vortreffliche Viehweiden. Daher
findet man hier ungeheuer große Herden von Pferden, Rindern und Schafen. Ein
Viehzüchter besitzt nicht selten Herden von mehr als 100 000 Köpfen, und seine
Weideplätze sind oft mehrere Quadratmeilen groß. Die Hirten dieser Herden sind
die halbwilden Gauchos sga-utschos). Den ganzen Tag sieht man sie zu Pferde.
Wollen sie ein Tier ihrer Herde einfangen, so bedienen sie sich dazu der Wurf-
schlinge (= Lasso, geflochtener Riemen mit einem Ringe) sowie der Kugel-
schleuder. — In den großen Schlächtereien zu Bnenos-Aires, Montevideo
und Fray-Bentos werden die Rinder zu Tausenden geschlachtet. Das Fleisch
wird teils roh ausgeführt, teils zu Fleischextrakt verarbeitet.
7. Die Republiken Südamerikas haben sich zu Anfang dieses Jahrhunderts
aus den ehemals spanischen Besitzungen gebildet, daher erklärt sich hier das Vor¬
herrschen der spanischen Sprache und der katholischen Religion. Man unter¬
scheidet folgende 9 Republiken: 1. Venezuela sveneßuela), d. h. Klein-Venedig;
2. Columbia; 3. Ecuador, mit der Hauptstadt Quito [£tto]; 4. Perü,
Hauptstadt Lima; auf kleinen Jnselklippen nahe der Küste findet sich der Guano,
d. i. der Mist von Seevögeln, der sich in dieser regenlosen Gegend im Laufe
der Jahrtausende ansammelte und erhärtete. 5. Bolivia, größte Stadt La Paz
spaß); 6. Chile, Hauptstadt Santiago; 7. Argentinien, Hauptstadt Bnenos-
Aires (V2 M.); 8. Uruguay, Hauptstadt Montevideo; 9. Paraguay.
8. Das Fcnerland. Eine Fortsetzung der Anden an der Südspitze Amerikas
bildet das Feuer land. So wurde diese Insel von den Spaniern benannt, weil
die Bewohner in der ewig naßkalten Sturmluft selbst in Booten glühende Holzspäne
mit sich herumführten, um der großen Mühe des Feueranreibens überhoben zu sein.
40. Australien.
1. Australien (Neuholland) ist etwas kleiner als Europa. Es wurde erst
1770 von dem Weltumsegler Cook skuk) für die englische Krone in Besitz ge¬
nommen. Auf seinen Rat führte man 1000 Verbrecher dorthin, die sich in der
Nähe des jetzigen Sydney sßidne) ansiedelten. Als man 1851 reiche Goldlager
entdeckte, strömten Tausende ans allen Weltteilen herbei. Heute beträgt die Be¬
völkerung auf dem Festlande etwa 30s M., darunter etwa 50 000 dunkelbraune
Eingeborne, die das Land wandernd durchziehen.
2. Bodengestalt und Klima. Fast ganz Neuholland ist mit einem etwa
300 m hohen Tafellande angefüllt. Im Osten ist es von einem bis zu 2000 m
hohen Randgebirge (den blauen Bergen und den Australalpen) umgeben. Bei
dem vorherrschenden Südostwinde ist dieses Randgebirge dem Innern sehr nach¬
teilig. Die von Südost heranziehenden Regenwolken kühlen sich an dem Gebirge
nämlich so stark ab, daß sie sich größtenteils schon an der Küste und im Gebirge
abregnen, für das weite Innere aber nur selten einige Tropfen übrig behalten.
(S. 135.) Die Hochebenen im Innern sind daher ungemein dürr und vielfach wüsten¬
artig. Im Norden und Süden treten alljährlich zu bestimmten Zeiten Regen ein,