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Brunnenwassers über die Spiritusflamme halten, so verdunstet das Wasser, aber
es bleibt ein Fleck auf dem Glase zurück. Er besteht größtenteils aus Kalk.
Der Kalk war im Wasser aufgelöst. So finden sich oft auch noch andre mineralische
Bestandteile im Wasser. Es sind dieselben, die in der Asche sind. Das Wasser
löst sie nämlich in der Erde vielfach auf, und so gelangen sie (durch die Wurzel)
in die Pflanze. Man nennt diese mineralischen Nährstoffe auch „Nährsalze".
7. Das Ätrnen der pflanzen.
Die Pflanze ißt und trinkt nicht bloß, sondern sie atmet auch. Ihre Lungen
sind die Blätter mit ihren Spaltöffnungen. (S. 187.) Mit ihnen atmet sie
(gerade wie Mensch und Tier) Sauerstoff ein und Kohlensäure aus. Dieses Atmen
ist nicht zu verwechseln mit der für die Ernährung nötige Aufnahme des Kohlen¬
stoffes (S. 170), wobei die Pflanze Sauerstoff ausscheidet, während sie beim
Atmen Kohlensäure aushaucht. Die Menge des ausgeschiedenen Sauerstoffes ist
viel größer als die der ausgeschiedenen Kohlensäure. Das Ausscheiden des
Sauerstoffes findet nur am Tage (bei Sonnenlicht) statt, während das Ausatmen
der Kohlensäure Tag und Nacht vor sich geht.
8. Schlußbetrachtung.
Scharbockskraut, Himmelsschlüsselchen, Buschwindröschen und Veilchen wachsen
im Walde, auf Waldwiesen, am Waldrande u. s. w. Der Grund, weshalb sie sich
grade hier ansiedeln, liegt teils in dem Schutze gegen Wind und Kälte, teils in
dem Nährstoffe, der thuen hier geboten wird. Die Nährstoffe sind in dem Erd¬
boden verschieden verteilt. Mancher Boden enthält viel Kalk, mancher viel Eisen,
mancher viel Kiesel u. s. w. Nun ist aber auch die Nahrung der einzelnen
Pflanzen verschieden. Einige lieben mehr Kalk, andre mehr Eisen, noch andre
mehr Kiesel u. s. w. Dazu kommt noch, daß einige Pflanzen sich am wohlsten
fühlen im Sonnenscheine, andre im Schatten. Einige ziehen den Sumpf, andre
den trocknen Boden vor. Ja, manche Nährstoffe, die für die eine Pflanze förder¬
lich sind, sind für die andre Gift. Streut man z. B. auf eine Wiese, die mit
Gräsern, Moosen und Knöterich bewachsen ist, Holzasche, so sterben die Moose
ab, die Gräser jedoch wachsen etwas besser, und der Knöterich schießt sogar
üppig empor. Klee, mit Gips bestreut, gedeiht vorzüglich. Gewisse Farne und
Gräser aber gehen durch Gips zu Grunde. Wo nun die Pflanze das findet,
was ihr am meisten zusagt, da siedelt sie sich an. So erklärt es sich, warum
einige Pflanzen nur im Walde, andre nur im Sumpfe u. s. w. zu finden sind.
ii. DerMlumen- und Obstgarten im Frühlinge.
1. „Im Garten, im Garten, da bin ich so gern, da hüpf' ich und spring"
ich um Baum und um Beet. Da ruf' ich und sing' ich, so laut es nur geht.
Im Garten, im Garten, da bin ich so gern!" Die Aprilschauer sind vorüber.
König Mai ist im Anzuge. Jetzt erwacht alles zu neuem Leben. Auf den wohl¬
gepflegten Beeten halten die duftigen Kinder der Blumenwelt ihren Einzug. Das
Schneeglöckchen eröffnet den Reigen. Ihm folgen Krokus, Tulpen, Goldlack,
Päonien, Narzissen, Hyacinthen, Kaiserkronen, Aurikeln, Lilien u. s. w., eine
immer noch schöner geschmückt als die andre. Auch die Beerensträucher (Stachel¬
beere, Johannisbeere, Himbeere) wollen nicht zurückbleiben und treiben Blätter
und Blüten. In seinem vollen Schmucke aber erscheint der Garten erst, wenn
sich auch die Obstbäume ihren prächtigen Blütenmantel umgehängt haben.
2. Auch die Tierwelt im Garten ist bereits lebendig geworden. Hoch oben
im Birnbäume singt der Star vor seinem Kasten. An den Stachelbeerblüten