Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

171 
Brunnenwassers über die Spiritusflamme halten, so verdunstet das Wasser, aber 
es bleibt ein Fleck auf dem Glase zurück. Er besteht größtenteils aus Kalk. 
Der Kalk war im Wasser aufgelöst. So finden sich oft auch noch andre mineralische 
Bestandteile im Wasser. Es sind dieselben, die in der Asche sind. Das Wasser 
löst sie nämlich in der Erde vielfach auf, und so gelangen sie (durch die Wurzel) 
in die Pflanze. Man nennt diese mineralischen Nährstoffe auch „Nährsalze". 
7. Das Ätrnen der pflanzen. 
Die Pflanze ißt und trinkt nicht bloß, sondern sie atmet auch. Ihre Lungen 
sind die Blätter mit ihren Spaltöffnungen. (S. 187.) Mit ihnen atmet sie 
(gerade wie Mensch und Tier) Sauerstoff ein und Kohlensäure aus. Dieses Atmen 
ist nicht zu verwechseln mit der für die Ernährung nötige Aufnahme des Kohlen¬ 
stoffes (S. 170), wobei die Pflanze Sauerstoff ausscheidet, während sie beim 
Atmen Kohlensäure aushaucht. Die Menge des ausgeschiedenen Sauerstoffes ist 
viel größer als die der ausgeschiedenen Kohlensäure. Das Ausscheiden des 
Sauerstoffes findet nur am Tage (bei Sonnenlicht) statt, während das Ausatmen 
der Kohlensäure Tag und Nacht vor sich geht. 
8. Schlußbetrachtung. 
Scharbockskraut, Himmelsschlüsselchen, Buschwindröschen und Veilchen wachsen 
im Walde, auf Waldwiesen, am Waldrande u. s. w. Der Grund, weshalb sie sich 
grade hier ansiedeln, liegt teils in dem Schutze gegen Wind und Kälte, teils in 
dem Nährstoffe, der thuen hier geboten wird. Die Nährstoffe sind in dem Erd¬ 
boden verschieden verteilt. Mancher Boden enthält viel Kalk, mancher viel Eisen, 
mancher viel Kiesel u. s. w. Nun ist aber auch die Nahrung der einzelnen 
Pflanzen verschieden. Einige lieben mehr Kalk, andre mehr Eisen, noch andre 
mehr Kiesel u. s. w. Dazu kommt noch, daß einige Pflanzen sich am wohlsten 
fühlen im Sonnenscheine, andre im Schatten. Einige ziehen den Sumpf, andre 
den trocknen Boden vor. Ja, manche Nährstoffe, die für die eine Pflanze förder¬ 
lich sind, sind für die andre Gift. Streut man z. B. auf eine Wiese, die mit 
Gräsern, Moosen und Knöterich bewachsen ist, Holzasche, so sterben die Moose 
ab, die Gräser jedoch wachsen etwas besser, und der Knöterich schießt sogar 
üppig empor. Klee, mit Gips bestreut, gedeiht vorzüglich. Gewisse Farne und 
Gräser aber gehen durch Gips zu Grunde. Wo nun die Pflanze das findet, 
was ihr am meisten zusagt, da siedelt sie sich an. So erklärt es sich, warum 
einige Pflanzen nur im Walde, andre nur im Sumpfe u. s. w. zu finden sind. 
ii. DerMlumen- und Obstgarten im Frühlinge. 
1. „Im Garten, im Garten, da bin ich so gern, da hüpf' ich und spring" 
ich um Baum und um Beet. Da ruf' ich und sing' ich, so laut es nur geht. 
Im Garten, im Garten, da bin ich so gern!" Die Aprilschauer sind vorüber. 
König Mai ist im Anzuge. Jetzt erwacht alles zu neuem Leben. Auf den wohl¬ 
gepflegten Beeten halten die duftigen Kinder der Blumenwelt ihren Einzug. Das 
Schneeglöckchen eröffnet den Reigen. Ihm folgen Krokus, Tulpen, Goldlack, 
Päonien, Narzissen, Hyacinthen, Kaiserkronen, Aurikeln, Lilien u. s. w., eine 
immer noch schöner geschmückt als die andre. Auch die Beerensträucher (Stachel¬ 
beere, Johannisbeere, Himbeere) wollen nicht zurückbleiben und treiben Blätter 
und Blüten. In seinem vollen Schmucke aber erscheint der Garten erst, wenn 
sich auch die Obstbäume ihren prächtigen Blütenmantel umgehängt haben. 
2. Auch die Tierwelt im Garten ist bereits lebendig geworden. Hoch oben 
im Birnbäume singt der Star vor seinem Kasten. An den Stachelbeerblüten
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.