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4L Klee und Hummel.
1. Ohne Hummeln keinen Klecsamen. Wer hätte nicht schon gesehen und
gehört, wie die Hummel — dieser Brummbär unter den Insekten — summend
und brummend auf der Wiese umherfliegt und bald hier, bald dort ein „Honig¬
töpfchen" leert! Schon mancher Knabe schlug mutwillig nach dem Honigdiebe,
meinend, die Hummel sei zu nichts nütze. Doch da irrt er sehr; denn ohne Hummeln
würde z. B. der rote Wiesenklee gar keinen Samen erzeugen. Aber was hat die
Hummel mit dem Kleesamen zu thun? Viel, sehr viel. Der Klee bringt nämlich
(wie auch viele andre Pflanzen, S. 175) keinen Samen hervor, wenn der Blüten¬
staub auf die Narbe derselben Blüte füllt, von der er herstammt. Es muß
vielmehr der Staub auf die Narbe einer fremden Blüte getragen werden. Nun
haben aber die einzelnen Kleeblüten eine so enge und tiefe Röhre, daß z. B. der
Rüssel der Bienen nicht lang genug ist, um den am Grunde der Blüte liegenden
Honig aufsaugen zu können. Die Biene besucht deshalb den Klee auch seltener,
desto fleißiger aber die Hummel. Mit ihrem langen Rüssel untersucht sie eine
Blüte nach der andern und überträgt dabei — ohne es zu wissen und zu wollen
— den Blütenstaub auf die Narben verschiedener Pflanzen. Als man den Klee
nach Neuseeland verpflanzt hatte, konnte man lange Zeit hindurch keinen Klee¬
samen erzielen, weil es an — Hummeln fehlte. Infolgedessen führte man von
England aus 100 Hummeln in Neuseeland ein, und in dem Maße, wie sich diese
vermehrten, nahm auch die Menge des erzeugten Kleesamens zu. (Weiteres über
den Klee s. unten § 42 „Futterkräuter"!)
2. Hnmmelnest. Den eingesammelten Honig trägt die Hummel in ihr Nest.
Dieses befindet sich gewöhnlich in dem verlassenen Loche einer Feldmaus, in
Steinhaufen u. s. w. Hier speichert die Hummel den Honigseim, der reichlich mit
Blütenstaub vermischt ist, in regellosen Häufchen auf, ohne (wie die Bienen)
Zellen zu bauen. An diese Nahrnngsvorräte legt die Hummelmutter ihre Eier.
Sobald die Larven aus den Eiern hervorkriechen, machen sie sich sofort daran,
eine Höhlung in den Honigseim zu fressen. In dieser Höhlung verpuppen sie sich,
wobei sie sich mit einem tonnenartigen Cocon umgeben. Nach einigen Wochen
kommen sie dann als — Hummeln aus ihrem Gefängnis wieder hervor. Im Herbste
sterben die meisten Hummeln. Nur einige Weibchen überwintern unterm Moosen, s. w.
42. Flltterkräuter.
Der Anbau guter Futterkräuter ist für den Landmann von größter Wichtig¬
keit. „Biel Futter, viel Milch, viel Dünger, viel Getreide, viel Geld!" Als eine
der besten Futterpflanzen gilt besonders der rote Kopf- oder Wiesenklee. Seine
eigentliche Heimat ist Italien. Erst vor 100 Jahren ist er bei uns eingeführt.
Durch seinen Anbau wurde die reine Brache verdrängt; auch konnte durch ihn in
vielen Gegenden der Weidegang des Viehes abgeschafft und die vorteilhaftere Stall¬
fütterung eingeführt werden. Der rote Kopfklee gedeiht am besten auf kalkhaltigem,
etwas feuchtem Boden. Dieser muß wegen der langen Pfahlwurzel des Klees sehr
tief gepflügt werden. Man sät den Klee gewöhnlich im Frühjahre zwischen das
junge Winterkorn oder zwischen die eben gesäte Gerste. In dem darauf folgenden
zweiten Sommer kann dann der Klee 2—3 mal gemäht und sowohl zur Grün-
wie zur Trockenfütternng verwandt werden. Neben dem roten Kopfklee sind be¬
sonders noch die Luzerne und Esparsette als wertvolle Futterpflanzen zu nennen.
Beide Arten haben vor dem Kopfklee den Vorzug, daß ihre Aussaat nicht so oft
erneuert zu werden braucht, weshalb sie der Landmann auch als „ewigen Klee"
bezeichnet. (Während nämlich die Kleeaussaat nur 1 bis 2 Jahre vorhält, braucht