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die Aussaat der Luzerne und der Esparsette in manchen Gegenden erst in 10 bis
15 Jahren erneuert zu werden.) Der schlimmste Feind dieser 3 Futterpflanzen
ist die Kleeseide. (S. Schmarotzer S. 203!)
43. Schluszlielrachtung. (Freundschaft und Feindschaft unter den Pflanzen.)
Roggen und Erbsen sowie die verschiedenen Futterpflanzen (Klee, Luzerne)
hat der Mensch unter seine Pflege genommen. Es sind angebaute oder Kultur¬
pflanzen. (S. 179.) Die Kornblume dagegen siedelt sich an, wo sie Lust hat; sie
wachst wild. Wie das Buschwindröschen den Wald, die Dotterblume den Sumpf,
so liebt sie das Feld. Was aber besonders auffällt, ist, daß sie sich meist in
ganz bestimmter Gesellschaft auf dem Felde einfindet. Sie steht nämlich dort ge¬
wöhnlich in treuer Kameradschaft mit dem Klatschmohn und der Ackerrade bei¬
sammen. Haben sie alle drei Freundschaft miteinander geschlossen, oder ist es das
Kornfeld, das sie anzieht? Die gelben Hahnenfußgewüchse, die roten Lichtnelken
und das weiße Schaumkraut fühlen sich nur auf der Wiese wohl und sind die
Spielgenossen der Gräser; ja, selbst das Lumpengesindel der Unkräuter (Melde,
Nessel, Nachtschatten, Bilsenkraut, Stechapfel) verkehrt nicht mit jedermann und
behauptet seinen Platz ans dem Schutthaufen. Andrerseits findet sich auch eine
gewisse Abneigung zwischen verschiedenen Pflanzen. So wird behauptet, daß der
Flachs nicht gedeihe, wenn Scabiosen und Wolssmilchgewüchse in seiner Nähe ständen.
Ebenso findet man Feldblumen weder im Wiesengrase noch zwischen Waldblumen.
— Die eigentliche Ursache dafür ist uns unbekannt. Vielleicht atmet die eine
Pflanze Dünste aus, die der andern unerträglich oder wohl gar tödlich sind.
VII. An Wegen und Kecken.
Einen besondern Reiz übt die Dornenhecke auf die Kinder aus; denn was
giebt es dort nicht alles zu sehen! Hänfling und Goldammer bauen im Dorn¬
strauche ihr Nest, und der Würger (Neuntöter) spießt dort Käfer, Mäuse, Frösche
und junge Vögel auf die spitzen Dornen, um sie später zu verzehren. Am Boden
hat nicht selten der Igel sein Lager. Er macht in der Hecke Jagd auf Mäuse
und Frösche. Zwischen wildem Brombeergestrüpp erfreut uns die Hundsrose mit
ihren zahlreichen Blüten, während zur Seite der Hecke das durch seinen gelben
Saft bekannte Schöllkraut etwas unheimlich hervorleuchtet.
44. Die Hundsrose und die Rosenblattlnus. I.
1. Stacheln und Dornen. An den Stämmchen, Zweigen und Blattstielen
der Rose bemerkt man Stacheln. Sie dienen zur Abwehr der Weidetiere.
Auch halten sich die langen Ruten mit ihnen fest; daher sind sie rückwärts
gekrümmt. Es sind ähnliche Gebilde wie die Dornen am Dornstrauche. Im
gewöhnlichen Leben pflegt man Dornen und Stacheln nicht scharf zu uuterscheideu,
obwohl folgende zwei bedeutende Unterschiede unter ihnen bestehen: 1) Zieht man
die Oberhaut des Rosenstockes ab, so entfernt man damit auch zugleich die Stacheln
vom Stamme, ohne das Holz zu verletzen; denn die Stacheln sind allein der
Oberhaut aufgewachsen und stehen mit dem Holze gar nicht in Verbindung.
Die Dornen dagegen lassen sich vom Zweige nicht trennen, ohne daß der Holz¬
körper, dem sie entsprungen sind, verletzt wird. 2) An den Dornen wachsen
zuweilen Blätter und Blüten; ja, manche Dornen bilden sich zu Zweigen um.
Dies ist bei den Stacheln niemals der Fall.
2. Blätter und Blüten. Die Blätter stehen abwechselnd und sind gefiedert.
(Vorteil? S. 181.) Am Grunde des Hauptblattstiels stehen 2 Nebenblättchen. (Zweck?
S. 169.) Die Blüten locken durch Duft und Farbe die Insekten an. Der Kelch
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