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unten, den Fuß nach oben — sogar an der Oberfläche des Wassers dahin! Wie
ist das möglich? Das Geheimnis ist bald erklärt. Wenn wir nämlich mit einer
Stricknadel hinter der Schnecke herfahren, so ziehen wir das Tier an durchsichtigen
und daher unsichtbaren Schleimfäden mit fort. Dieser Schleim, der von Drusen an
der Sohle ausgeschieden wird, schwimmt an der Oberfläche und dient der Schnecke
als Kriechdecke. Eine solche „schwimmende" Lage an der Oberfläche nimmt die Schnecke
jedesmal ein, wenn sie atmen will. An der Mündung des Gehäuses, nahe am Rande,
kann man beim Atmen der Schnecke eine Öffnung bemerken, eine trichterförmige
Röhre, die in eine größere Höhle zwischen Körper und Mantel, die „Atemhöhle",
führt. Die Wand dieser Atemhöhle ist mit einem feinen Adergeflecht durchzogen,
das die „Lungen" der Schnecken bildet. „Wer an einem stillen Sommertage an
einem Süßwaffertümpel weilt, der kann von Zeit zu Zeit die „Schneckeustimme",
ein halb glucksendes, halb blasendes Geräusch, vom Wasserspiegel her hören. Eine
Schlammschnecke ist vom Grunde des Wassers emporgestiegen, hat ihr Atemloch
genau in die Höhe des Wasserspiegels gebracht und die mit Kohlensäure erfüllte
Luft ihrer Atemhöhle hervorgeblasen. Eine Weile hängt sie nun, mit der Schale
nach unten, an der Oberfläche, wobei die Ränder des Atemlochs genan derselben
anhaften, und nimmt neue Luft ein."
3. Nahrung und Vermehrung. Die Nahrung der Schnecke besteht aus
Pflanzenteilen. Besonders gern verschluckt sie Wasserlinsen. Auch frißt sie Stücke
aus den schwimmenden Blättern größerer Wasserpflanzen herans. -— Die Ver¬
mehrung der Schnecke geschieht durch „Laich". Aus den Eiern kriechen die jungen
Schnecken. Sie sind gleich mit einem Häuschen umgeben.
126. Der Ouarz.
1. Vorkommen. Im Bache findet man oft den Kieselstein oder Quarz.
Zerschlage ihn und ritze mit den Ecken oder Splittern Glas! Er ist so hart, daß
man Glas damit ritzen kaun. — Dem Stoffe, aus dem er der Hauptsache nach
besteht, hat ihm den Namen Kiesel gegeben. Dieser Stoff findet sich in der Natur
nie frei, sondern nur in Verbindung mit Sauerstoff. In diesem Zustande heißt er
Kieselsäure oder Kieselerde. Sie bildet die Hauptmasse des Quarzes. Was der Kiesel¬
stein im großen, das sind Sand und Kies im kleinen. Kieselstein, Sand und Kies
sind durch Verwitterung qnarzhaltiger Felsmassen entstanden. In Steinbrüchen finden
wir den Qnarz auch als „Sandstein" vor. (Sächsische Schweiz.) In veredelter
Form tritt uns der Quarz besonders im Achat und Bergkrystall entgegen. Der
Achat wird wegen seiner schönen Färbnng zu allerlei Schmucksacheu (Knöpfen, Dosen
u. s. w.) verwendet. Die bedeutendsten Achatschleifereien sind bei Oberstein in
Birkenseld. Der Bergkrystall hat die Form von sechsseitigen Säulen, die oben
(zuweilen auch unten) zugespitzt siud. Er wird besouders auf dem St. Gotthard,
in Frankreich und auf Madagaskar gefunden. Aus ihm verfertigt man ebenfalls
allerlei Schmucksachen, z. B. Kronleuchter, Vasen, Ringsteine u. s. w.
2. Glasfabrikation. Zur Herstellung des gewöhnlichen Glases braucht man
Quarz, Soda und Kalkstein. Man zerstampft die Materialien zu Pulver und
bringt sie abgewogen in feuerfesten Thongefäßen (Glashäfen) in den Glasofen.
Hier steigt die Flamme vom Feuerraume durch ein Rohr und schlägt gegen die
4—8 Schmelztiegel. Vor jedem Hafen ist ein Loch in der Mauer. Nach etwa
12 Stunden ist der Schmelzungsvorgang vollendet. Nun beginnt die Verarbei¬
tung. Der Glasbläser nimmt dazn ein 1L2 m langes eisernes Rohr (Pfeife) mit
hölzernem Mundstücke und taucht es in die geschmolzene Masse. Dabei setzt sich
diese teilweise unten an dem Rohre fest. Hierauf zieht er das Rohr heraus, bläst
hinein und treibt, ähnlich wie die Knaben die Seifenblasen, das Glas unter Hin-