Object: Perlen lyrischer und epischer Poesie für Schule und Haus (Teil 3, [Schülerband])

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Steige mit mir auf den Teekbaum! Leise! daß des Köchers Klingen 
Sie nicht aufschreckt! Sieh den Tiger mit dem Leoparden ringen! 
2. Um den Leichnam eines Weißen, den der Tiger überfiel, 
Als er schlief auf dieses Abhangs scharlachfarb'gem Blumenpfühl, 
Um den Fremden, seit drei Monden unsrer Zelte stillen Bürger, 
Der nach Pflanzen gieng und Käfern, streiten die gescheckten Würger. 
3. Weh, kein Pfeil mehr kann ihn retten! schon geschloßen ist sein Aug'! 
Rot sein Schlaf, gleichwie die Blume auf dem Fackeldistelstrauch! 
Die Vertiefung auf dem Hügel, drin er liegt, gleicht einer Schale, 
Voll von Blut, und seine Wange trägt des Tigers Klauenmale. 
4. Wehe, wie wird deine Mutter um dich klagen, weißer Mann! — 
Geifernd fliegt der Leoparde den gereizten Tiger an; 
Aber dessen linke Tatze ruht auf des Erwürgten Leibe, 
Und die rechte hebt er drohend, daß den Gegner er vertreibe. 
5. Siehe, welch ein Sprung! — Der Springer hat des Todten Arm erfaßt! 
Zerrend flieht er, doch der andre läßt nicht von der blut'gen Last. 
Ringend, ungestüm sich packend, stehn sie auf den Hinterpranken, 
Aufrecht zwischen sich den starren, mit emporgerafften Blanken. 
6. Da — o sieh, was über ihnen sich herabläßt aus dem Baum, 
Grünlich schillernd, offnen Rachens, an den Zähnen gift'gen Schaum! — 
Riesenschlange, keinen einz'gen läßest du den Raub zerreißen! 
Du umstrickst sie, du zermalmst sie — Tiger, Leoparden, Weißen! 
6. Epigramme. 
168. Kant und seine Ausleger. 
Won Friedrich von Schiller.) 
Wie doch ein einziger König so viele Bettler in Nahrung 
Setzt; wenn die Könige bau'n, haben die Kärrner zu tun. 
169. Freund und Feind. 
Von Friedrich von Schiller.) 
Teuer ist mir der Freund, doch auch den Feind lann ich nützen; 
Zeigt mir der Freund, was ich kann, lehrt mich der Feind, was ich soll 
170. Die Spartanerin. 
(Von JZohann Gottfried v. Herder.) 
Als die spartanische Mutter den Sohn entflohen dem Treffen 
Waffenberaubet sah, stieß sie das Schwert ihm ins Herz; 
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