Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

293 
sehr schweren Boden. Sie schlagen deshalb auch nicht so leicht um. Wie kommt es, daß 
sich die kleinen „Stehaufchen" wieder von selbst aufrichten, wenn sie niedergelegt werden? 
Eine Flasche, auf den Hals gestellt, fällt leichter um, als weun sie auf den Boden gestellt 
wird. Auch steht eine gefüllte Flasche fester als eine leere. Ein Körper steht desto 
fester, je tiefer sein Schwerpunkt liegt und je größer seine Unterstützungs¬ 
fläche und sein Gewicht ist. Warum giebt man der Lampe einen breiten Fuß und 
gießt ihn mit Blei aus? Zu welchem Zwecke füllt man leere Schiffe mit Ballast? 
5. Hebel im allgemeinen. Wenn die Arbeiter einen schweren Stein zu heben 
haben, so bedienen sie sich dabei gewöhnlich eines armdicken Baumstammes, des 
sogenannten Hebebaumes (oder einer eisernen Stange, der „Brechstange"). Das eine 
Ende stoßen sie unter den Stein; dann legen sie eine Walze möglichst nahe am 
Steine als Stütz- oder Drehpunkt unter den Hebebaum, drücken den Baum am 
andern Ende mit den Händen abwärts — und siehe da, der Stein bewegt sich. 
Ein ähnlicher Versuch läßt sich auch mit einem Lineale und einem Mauersteine oder 
Buche u. s. w. anstellen. Hebebaum und Lineal bilden in diesem Falle „Hebel". 
Denn: Ein Hebel ist ein unbiegsamer, meist länglich geformter Körper, 
der in einem Punkte unterstützt und um diesen drehbar ist. Der Unter¬ 
stützungspunkt heißt Drehpunkt. Da, wo die Last am Hebel angreift, ist der An¬ 
griffspunkt der Last, tvo die Kraft angreift, der Angriffspunkt der Kraft. Die 
Strecken zwischen dem Drehpunkte und den Angriffspunkten heißen Arme. Man 
unterscheidet so Lastarm und Kraftarm. Sind die Arme gleich lang, so haben 
wir einen „gleicharmigen" Hebel, im andern Falle einen „ungleicharmigen". 
6. Der gleicharmige Hebel, a. Um einen gleicharmigen Hebel herzustellen, 
nehmen wir eine unbiegsame, überall gleich dicke Stange von 60 cm Länge, die in 
der Mitte durchbohrt ist und auf der durch Striche die cm bezeichnet sind. Diese 
Stange hängen wir mittels eines Drahtes zwischen 2 Stangen auf, die auf eiuem 
Brette befestigt und oben durchbohrt sind. Wo ist der Drehpunkt? Wo sind die Arme? 
b. Wenn ein gleicharmiger Hebel bei wagerechter Lage im Zustande der Ruhe 
ist, befindet er sich im Gleichgewichte. Hängen wir aber an das eine Ende z. B. 
50 g, so sinkt dies Ende hinab. Das Gleichgewicht ist gestört. Hängen wir 
jedoch an das andre Ende ebenfalls 50 g, so ist das Gleichgewicht wieder her¬ 
gestellt. (Wo muß das zweite Gewicht hangen, wenn das erste nicht am Ende, 
sondern 10, 20 oder 30 cm vom Unterstütznngspunkte entfernt ist?) Der 
gleicharmige Hebel ist im Gleichgewichte, wenn die Kraft der Last 
gleich ist. — Auf dieses Gesetz gründet sich die Einrichtung der Krämer¬ 
wage. Sie besteht aus dem Wagebalken, dem Unterstützungspunkte (Achse), der 
Schere, der Zunge und den beiden Wageschalen. Welcher Teil stellt den Hebel 
dar? Wozu dient die Zunge? die Schere? 
7. Der ungleicharmige Hebel, a. Bei dem Hebebaume, mit dem die Arbeiter 
den Stein heben (siehe oben § 5), liegt der Drehpunkt nicht in der Mitte. Er 
bildet daher einen „ungleicharmigen" Hebel. Um die Wirkung des ungleicharmigen 
Hebels genauer kennen zu lernen, legen wir auf den Lastarm des Hebels (§ 6 b) 
in einer Entfernung von 10 cm vom Drehpunkte 10 g und auf den Kraftarm 
in gleicher Entfernung 5 g. Es zeigt sich kein Gleichgewicht. Jetzt rücken wir 
diese 5 g weiter auf 20 cm Entfernung vom Drehpunkte — und das Gleich¬ 
gewicht ist hergestellt. Wie lang ist der Lastarm? Wie lang der Kraftarm? 
Um also einen ungleicharmigen Hebel, dessen Kraftarm die doppelte Länge des 
Lastarms hat, im Gleichgewichte zu halten, ist eine Kraft erforderlich, die nur 
halb so groß ist als die Last. Aus weitern Versuchen ergiebt sich ferner: Je 
nachdem der Kraftarm 3, 4, 5 oder 6mal so lang ist als der Lastarm, läßt sich 
das Gleichgewicht schon herstellen durch eine Kraft, die den 3., 4., 5. oder 6. Teil 
der Last ausmacht, mit andern Worten: Der ungleicharmige Hebel ist im
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.