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wieder höher und hört bei fortgesetzter Erwärmung des Wassers nicht eher auf
zu steigen, als bis das Wasser kocht. Dann aber bleibt das Quecksilber wieder¬
um auf einem bestimmten Punkte stehen, über den hinaus es trotz aller weitern
Erhitzung nicht steigt (S. 313 § 60c). Man nennt diesen Punkt den „Siedepunkt".
Den Raum zwischen dem Gefrier- und dem Siedepunkte teilte Rcaumur (Reomür)
in 80, Celsius in 100 Teile oder Grade. Man bezeichnet sie als Wärmegrade.
Unter dem Gefrierpunkte, wo die Gradeinteilung fortgesetzt ist, liegen die soge¬
nannten Kältegrade. Was bedeutet —f- 40 R? —4° C?
57. Sieden. Dampfbildung. Beobachte kochendes Wasser. Es wallt; auch
steigen fortwährend Dämpfe aus dem Wasser empor. Bei fortgesetztem Kochen
wird nach und nach der ganze Topf leer. Um diesen Vorgang des Siedens
genauer beobachten zu können, setzen wir einen Dreifuß über die Spiritusflamme
und stellen auf den Dreifuß ein mit Wasser gefülltes Kochfläschchen, worin sich
zugleich ein Thermometer befindet. Beobachte dabei folgendes:
а. Es steigen im Wasser bald kleine Bläschen auf. Das ist die im Wasser
enthaltene atmosphärische Luft.
d. Etwas später entstehen am Boden des Fläschchens größere Blasen. Sie
bestehen aus Wasserdampf (luftförmig gewordenem Wasser). Sobald diese Dampf¬
blasen beim Emporsteigen in die obere kältere Wasserschicht gelangen, zergehen sie
wieder und verursachen dadurch das sogenannte „Singen" des Wassers.
c. Endlich aber, sobald das Wasser bis auf ch- 100 o 6. erhitzt ist, steigen
fortwährend zahllose Dampfblasen auf, die bis an die Oberfläche gelangen und
das Wasser in eine wallende Bewegung versetzen. Jetzt „kocht" oder „siedet"
das Wasser. Über 100 0 C. hinaus läßt es sich in einem offenen Gefäße nicht
erhitzen, da sich dann das Wasser in Dampf verwandelt. Das Thermometer
steigt deshalb in dem siedenden Wasser trotz der hinzukommenden Wärme nicht
über 1000 C. hinaus, sondern bleibt hier vielmehr stehen, bis alles Wasser
verdampft ist. Die neu hinzukommende Wärme wird nämlich zur Dampfbildung
verbraucht. Beim Sieden wird Wärme verbraucht.
ck. Unmittelbar über dem siedenden Wasser im Kochfläschchen können wir den
Wasserdampf nicht sehen. Etwas höher dagegen wird er sichtbar. Hier hat er
sich nämlich unter den Siedepunkt abgekühlt. Er verdichtet sich dann zu äußerst
feinen Tröpfchen und erscheint dadurch als weißgrauer Dunst. Durch geringe
Abkühlung wird der Wasserdampf zu Dunst verdichtet. (S. 313.)
б. Halten wir ein kaltes Stück Glas über das siedende Wasser, so wird das
Glas feucht, und zuletzt fließt Wasser von dem Glase herab. Durch stärkere
Abkühlung wird Wasserdampf wieder zu Wasser verdichtet. Daher die
Tropfeubildung unter dem Topfdeckel. Wodurch entsteht das „Schwitzen" der
Fenster, das „Beschlagen" eines kalten Wasserglases im warmen Zimmer?
58. Dampfdruck. Wir füllen ein Kochfläschchen mit langem und gleichmäßig
weitem Halse mit Wasser und bringen dieses über einer Spiritusflamme zum
Sieden. Sobald die aufsteigenden Dämpfe die atmosphärische Luft aus dem Fläschchen
herausgetrieben haben, schieben wir einen geölten, gut passenden Kolben in das
Fläschchen, z. B. einen mit Werg umwickelten und an einem Stocke befestigten
Kork. Der neuentwickelte Dampf wird den Kolben in die Höhe treiben. Kühlen
wir jetzt das Fläschchen mit kaltem Wasser ab, so verdichtet sich der Dampf wieder
zu Wasser, und der Luftdruck bewegt den Kolben wieder abwärts. Der Wasser¬
dampf hat das Bestreben, sich auszudehnen, und übt daher auf den Kolben einen
Druck aus. Infolge dieses Bestrebens besitzt der Wasserdampf eine gewisse Kraft,
die wir Spannkraft neunen. Der Wasserdampf besitzt, wie alle luftför¬
migen Körper, Spannkraft. Aus 1 l Wasser lassen sich 1700 1 Wasserdampf