Full text: [Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6] (Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6)

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Teil des Landes war königlicher Besitz, sogen. Krougut, und die Könige 
verliehen dies zum Teil an Bistümer und Abteien oder belehnten 
damit auch weltliche Herren, die Gaugrafen und andere Beamte, vor 
allem wohl kaiserliche Vögte. Wie vom König Heinrich I. in Thüringen 
und Sachsen zuerst befestigte Plätze, Burgen, angelegt wurden, so ent¬ 
stand nun bald auch an der Saale, Elster, Mulde und Elbe eine Reihe 
von Burgen als Sitze der adligen Herren, meist hoch und fest gelegen 
(mit Namen auf berg, bürg, eck, fels, stein). 
4. In den langen Kriegen war das Land verödet und ein großer 
Teil der Einwohner umgekommen. Darum begann man, Scharen 
deutscher Bauern ins Land zu ziehen, und verteilte an sie das noch 
ungerodete und unbebaute Land, damit sie es gegen Zins an ihre 
Herren bestellten. Damals verließen Tausende ihre Heimat, in der sie 
unter dem Druck schwerer Lasten seufzten, um sich in den eroberten 
Ländern des Ostens anzusiedeln, wo sie ein besseres Los erhofften. 
So wurden auch in unserm Lande von deutschen Ansiedlern die Wälder 
ausgereutet, und es entstanden zwischen den sorbischen Orten neue 
Dörfer mit deutschen Namen auf grün (wie Langgrün), reuth (wie Ullers- 
reuth), roda (wie Zeulenroda), dorf (wie Wernsdorf, Rüdersdorf) 
in großer Zahl. 
5. So gab es eine doppelte Bevölkerung im Lande, sorbische und 
deutsche; die Sorben, durch die Unterjochung und den Druck der 
deutschen Herrschaft erbittert, standen den deutschen Eindringlingen 
feindselig gegenüber, wenn sie auch ihren Haß nicht äußern durften. 
Eine Verschmelzung konnte nur allmählich geschehen und hat sich ' tat¬ 
sächlich erst in Jahrhunderten vollzogen. Sie war nur möglich, wenn 
die Sorben Christen wurden, und so war ihre Deutschmachung von 
ihrer Bekehrung zum Christentum abhängig. Aber selbstverständlich 
hielten sie in ihrer Verbitterung an ihrem väterlichen Götterdienst nur 
um so zäher fest und wiesen den Christenglauben hartnäckig zurück. 
Für ihre Bekehrung scheint auch lange Zeit nichts Sonderliches ge¬ 
schehen zu sein. Kaiser Otto I., dem die Bekehrung der eroberten 
Slavenlande sehr am Herzen lag und der deshalb mehrere Bistümer 
und vor allem das Erzbistum Magdeburg für dieselben gründete, 
stiftete 968 für das Osterland das Bistum Zeitz, dem die Mission 
unter den Heiden zur Aufgabe gemacht wurde; es wurde später wegen 
der Einfälle der feindseligen heidnischen Sorben nach Naumburg ver¬ 
legt. Viel geschah jedoch von daher zunächst noch nicht. Selbst die 
angesiedelten Deutschen scheinen lange nur hie und da Kapellen gehabt 
zu haben, welche von umherreisenden Geistlichen bedient wurden, und
	        
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