Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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Kindern hatte Luther große Freude. Aber obwohl er sie sehr lieb hatte, erzog er sie doch 
sehr strenge. Seinem Sohne Hans verweigerte er einmal drei Tage die Verzeihung. 
„Ich will lieber einen toten als einen ungeratenen Sohn haben", sagte er. (S. Lese¬ 
buch „Brief Luthers" und „Luther beim Tode seines Töchterleins".) Bei Tische 
liebte Luther heitere Unterhaltung, und wenn man abends an seinem Hause vorüber¬ 
ging, so hörte man darinnen anmutige Musik erklingen. Seine Kinder sangen 
liebliche Weisen, und Luther selbst begleitete den Gesang mit Flötenspiel oder mit der 
Laute. — Im Jahre 1546 reiste Luther auf Einladung des Grafen von Mansfeld 
nach Eisleben, um dort einen Streit zu schlichten. Daselbst starb er am 18. Februar 
1546. Seine Leiche wurde nach Wittenberg gebracht und dort in derselben Kirche 
beigesetzt, an deren Thür er einst die 95 Thesen angeschlagen hatte. (Einführung der 
Reformation in Brandenburg s. S. 45.) 
26. Der Bauer im Mittelalter und der Bauernkrieg. 
1. Frondienste. Ursprünglich lebten die Fürsten und Grundherren von den 
Einkünften ihrer eigenen Güter (Domänen). Als sie aber später die Domänen ihren 
Beamten und Dienern zur Bewirtschaftung übergaben, da ließen sie sich von diesen 
ihren „hörigen Bauern" nicht nur die Lebensrnittel in die Küche liefern, sondern auch 
die Dienste verrichten, die in der herrschaftlichen Haushaltung vorsielen. 
Zu bestimmten Zeiten mußten die „Gefälle" (wie Gänse, Hühner, Schweine, Fische, 
Butter, Eier, Korn, Kessel, Töpfe rc.) entrichtet werden. In späterer Zeit traten an die 
Stelle solcher Lieferungen Abgaben in Geld, die Zins oder Steuern genannt wurden. 
Manche hörige Bauern mußten am Hofe die Öfen heizen, Brot backen, Bier brauen, Holz 
spalten, Nachtwachen leisten, Botengänge verrichten rc. Zuweilen auch mußte der Bauer 
mit seinem Gespann für den Herrn arbeiten und ihm Holz, Mehl, Steine rc. herbeifahren, 
seinen Acker bestellen oder die Ernte besorgen. 
Die Kinder eines hörigen Bauern waren verpflichtet, bei ihrem Grundherrn iu 
Dienst zu treten. Ein Handwerk zu erlernen oder in die Stadt zu ziehen, war ihnen 
ohne Zustimmung des Gutsherrn nicht gestattet. Der Bauer war zum Leibeigenen 
seines Herrn herabgesunken. 
2. Der Bauernkrieg. Als nun Luther von evangelischer Freiheit und Gleich¬ 
heit vor Gott predigte, da meinten die Bauern an vielen Orten, auch hier auf Erden 
müsse Freiheit und Gleichheit herrschen. Religiöse Schwärmer, wie Thomas Münzer 
in Mühlhausen u. a., bestärkten das Volk in diesem Glauben und zogen mit bewaff¬ 
neten Haufen sengend und brennend im Lande umher. Überall, wohin sie kamen, 
vertrieben sie die Fürsten und richteten Gütergemeinschaft ein. Luther, der anfänglich 
zum Frieden geraten hatte, forderte jetzt die Fürsten auf, mit dem Schwerte drein¬ 
zuschlagen und kein Erbarmen mit den räuberischen und mörderischen Bauern zu 
haben. Bald zogen der Kurfürst von Sachsen, der Landgraf von Hessen u. a. Fürsten 
mit ihren Scharen nach Thüringen, wo Thomas Münzer mit seinem Anhange arg 
gehaust hatte. Bei Frankenhausen kam es (1525) zum Kampfe. Die bethörten 
Bauern, die singend und betend den Beistand der himmlischen Heerscharen erwarteten, 
waren von den krieggeübten Söldnern der Fürsten bald besiegt. Münzer flüchtete 
nach Frankenhausen und hielt sich in einem Bette versteckt. Er wurde jedoch aufge¬ 
funden und nach Mühlhausen gebracht, wo er bis zum Wahnsinn gefoltert und dann 
mit 25 Genossen hingerichtet wurde. 
27. Der schinalkaldische Krieg. 1547. 
1. Reichstag zu Speier. Augsburgische Konfession. Kaiser Karl V. war 
ein erbitterter Feind der Reformation. Als sich diese nun immer mehr ausbreitete,
	        
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