Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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Die Luft erhält nämlich ihre Wärme von den Sonnenstrahlen nur zum kleinsten 
Teile. Die meiste Wärme empfängt sie durch Wärmeausstrahlung der (von der Sonne 
erwärmten) Erdoberfläche. Wo nun die Luft in Massenberührung mit dem Boden ist wie 
in der Niederung, da nimmt sie von ihm auch viel Wärme auf. Je höher aber die 
erwärmte Luft emporsteigt, desto mehr erkaltet sie, und die wenigen in sie hineinreichenden 
Berggipfel vermögen sie nicht mehr zu erwärmen. Schon in einer Höhe von etwas über 
4 km herrscht (selbst in der heißen Zone) ewige Eiskälte. Daher sind auch die höchsten 
Berggipfel das ganze Jahr hindurch mit „ewigem Schnee" bedeckt. 
An die Stelle der schlanken Tannen treten daher weiter oben krüppelhafte, 
mit langen Flechten besetzte Bäumchen. Ihr Gezweig ist infolge der starken West¬ 
stürme vorzugsloeise nach Osten gerichtet. Auf dem Gipfel des Brockens bedecken 
nur Moos, Gras, niederes Gesträuch, Heidekraut und „Hexenbesen" (Brockenane¬ 
mone) den moorigen Boden. Ein schönes Gasthaus ladet uns zur Einkehr ein. Vor 
dem Hanse steht ein Aussichtsturm. Aber nicht allzuoft läßt der Brocken den Harz¬ 
wandrer eine schöne Fernsicht genießen. Er ist ein gar mürrischer, launischer Gesell. 
Auch im Sommer setzt er am liebsten die „Nachtmütze" auf und „braut", wie der 
Volksmund sagt, wenn sich der „Alte" plötzlich in seinen dichten Wolkenmantel 
hüllt. Ringsum ans der Brockenspitze liegen eine Menge Felsen von mancherlei 
Gestalt und Namen umher. Da giebt es einen Hexenaltar, eine Tenfelskanzel, ein 
Hexenwaschbecken, einen Hexenbrunnen u. s. w., lauter Namen, die uns die Sage 
von der Walpurgisnacht ins Gedächtnis zurückrufen. 
16. Der Thüringer Wald. Seine höchsten Punkte sind der Schneekopf, 
der Beerberg und der schöne Jnselsberg, „der Brocken des Thüringer Waldes". 
Über den Kamm des Gebirges führt der „Rennstieg". Das ist ein alter Waldweg, 
der ehemals die Grenze zwischen dem Thüringer- und dem Frankenlande bildete. 
Der herrliche Wald des Gebirges ist für die Bewohner eine reiche Nahrnngsquelle. 
Im Innern der Erde hat das Gebirge nicht minder reiche Schätze. Da giebt es 
großartige Schieferbrüche, wo jährlich große Mengen Dachschiefer gebrochen und 
Millionen von Schiefertafeln und Schieferstiften gewonnen werden, wie z. B. in 
Lehesten (lösten). Auch Eisenerze werden hier zu Tage gefördert und in Hütten¬ 
werken gepocht, geschlämmt und geschmolzen. In Draht und Blechhämmern wird 
dann das Eisen weiter verarbeitet. Durch seine Gewehrfabriken ist besonders 
Suhl, durch seine Messerschmieden Steinbach bekannt. 
17. Der Teutoburger Wald erstreckt sich von Südost nach Nordwest. Er ist 
mit prächtigen Buchenwaldungen bestanden. *U Stunden von Detmold liegt die 
Grotenbnrg, eine Höhe, ans der 1875 zur Erinnerung an die Römerschlacht 
(9 n. Chr.) das berühmte Hermannsdenkmal errichtet worden ist. (S. 113.) 
18. Das rheinische Schiefergebirge hat seinen Namen von seinem Haupt¬ 
gestein, dem Schiefer, erhalten. Es wird durch den Rhein in eine Ost- und West¬ 
hälfte geschieden. Zu der Westhälfte gehören der Hunsrück (hnn — hoch), die 
Eifel und das hohe Venn (hohes Moor). Am Südwestende des Hunsrücks liegt 
das Saarbrückener Kohlengebirge, das sehr reich an Steinkohlen ist. Zur Osthälfte 
des Schiefergebirges gehören der Taunus, der Westerwald mit dem Sieben¬ 
gebirge und das Sauerland (Süderland). Das Siebengebirge hat seinen Namen 
von den sieben seiner Bergkegeln, die dem Auge, wenn man von Köln aus kommt, 
zuerst sichtbar werden. Der steilste von ihnen ist der dicht an den Rhein heran¬ 
tretende Drachenfels. Auf diesem hauste der Sage nach ehemals der Drache, den 
Siegfried erschlug. 
19. Das süddeutsche Gebirgsland setzt sich aus dem Böhmer Walde, dem 
Fichtelgebirge, dem deutschen Jura, dem Schwarzwalde, dem Odenwalde 
und dem Wasgau zusammen. Zwischen dem Schwarzwalde und dem Wasgau 
liegt die oberrheinische Tiefebene, südlich von der Donau bis zu den Alpen 
hin die bayrische Hochebene.
	        
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