Full text: Lehrstoff der mittleren und oberen Klassen (Teil 2)

10 
Vierter Kursus. 
Land), die nur durch die seichte, mit felsigen Inseln und Riffen erfüllte 
Baß-Straße von ihm getrennt ist und in Bodenbildung, Pflanzen- 
und Tierwelt vollständig mit den benachbarten Teilen desselben über¬ 
einstimmt. Sie reicht bis zum 43 0 s. Br. 
Australien liegt unter allen Erdteilen am weitesten von Europa entfernt und 
ist daher auch am spätesten den Europäern bekannt geworden. Erst 1605 wurden 
die Küsten des Festlandes gleichzeitig von dem Spanier Torres und von hollän¬ 
dischen Seefahrern berührt. 1644 gelang dem Holländer Abel Tasman die erste 
Umsegelung des Erdteils; schon zwei Jahre vorher hatte derselbe die nach ihm 
benannte Insel entdeckt. Die von den Holländern und Spaniern zumeist berührten 
Küstengegenden luden wenig zu Niederlassungen ein. Erst als 1770 James 
Cook sKukf die hafenreichere und in jeder Beziehung bevorzugte Ostküste entdeckt 
hatte, gründeten 1 788 die Engländer hier ihre erste Niederlassung, denen bald 
weitere folgten. Jetzt ist das ganze Festland von denselben in Besitz genommen. 
Ihre ersten Niederlassungen waren Berbrecherkolonieen; als aber die Zahl der 
freien Ansiedler sich mehrte, wurden sie als solche aufgehoben. Die Erforschung 
des Inneren machte auch nach Besetzung der Küsten nur langsame Fortschritte. 
Biele Reisende, darunter der sehr verdiente Deutsche Leichhardt, fanden bei den 
Versuchen, tiefer ins Innere vorzudringen, ihren Tod. Erst 1862 gelang Stuart 
sStjuertf die Durchquerung des Erdteils von 8. nach N., vom Spencer-Golf nach 
Arnhems-Land. Ihm folgten rasch andere Forschungsreisende, und schon 1872 
konnte längs seiner Route eine Telegraphenlinie angelegt werden, die eine feste 
Grundlinie für weitere Reisen wurde. 
Einförmigkeit und Ärmlichkeit inBodenbeschaffen- 
heit, Bewässerung, Klinla, Pflanzen- nnb Tierwelt 
kennzeichnet im allgemeinen die größere westliche Hälfte 
des Erdteils, westlich einer Linie vom iD-Ende des Spencer- zum 
8.-Ende des Carpentaria-Golfs. Dieselbe stellt im wesentlichen ein 
mäßig hohes (im Durchschnitt 3—400 m), einförmiges Plateau dar, 
das nur hier und da durch niedere Hügelzüge eine gewisse Gliederung 
erhält. Nach 8. senkt sich dasselbe allmählich zu einer Tiefebene herab, 
die mit steiler, aber hafenloser Küste den Austral-Golf umgiebt. Der 
westliche Rand des Plateaus dagegeu ist erhöht und fällt steil zu der 
schmalen Küstenebene ab. Auch die Westküste besitzt außer Perth (Pertlis 
keinen brauchbaren Hafen. Den tiefsten Teil des Tieflandes bildet 
die Umgebung des Eyre-Sees, welche tiefer als der Meeres¬ 
spiegel liegt. 
Das Klima von ganz Australien wird durch große Trockenheit 
und raschen Wechsel der Temperaturen gekennzeichnet. Diese Eigen¬ 
tümlichkeiten treten aber in der westlichen Hälfte am schroffsten hervor. 
Das Innere derselben gehört zu den heißesten und regenärmsten Ge¬ 
bieten der Erde. Die Temperatur steigt am Tage oft über 50 °. In 
der Nacht dagegen tritt starke Abkühlung ein, zuweilen bis unter den 
Gefrierpunkt. Tägliche Temperaturschwankungen von 40 0 sind, nament¬ 
lich in den Sommermonaten, nicht selten. 
Infolge dieser klimatischen Verhältnisse ist das ganze Innere 
Australiens Wüste oder Steppe. Duellen sind wenig vorhanden. Die 
Flußläufe liegen den größten Teil des Jahres trocken da und füllen 
sich nur nach stärkeren Regengüssen mit Wasser. Von diesen perio¬ 
dischen Flüssen, Creeks ^Krtkss genannt, erreichen nur die westlichsten
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.