§ 67. Das Festland Australien.
11
das Meer. Die meisten verlaufen im Sande oder enden in einem der
zahlreichen Seeen. Auch diese verdienen ihren Namen nur in den
kurzen Regenzeiten, meist sind sie kaum mehr als zähe Salzsümpfe.
Dürftig ist auch der Pflanzenwuchs des Inneren. Ganz vegetations¬
lose Gebiete treten zwar nur vereinzelt auf, aber weite Flächen sind
nur mit harten, stechenden Gräsern (Spinitsx-Arten) oder mit dem
für Australien besonders charakteristischen Skrub sSkröbs bedeckt.
Der letztere ist ein dichtes, oft undurchdringliches Buschwerk von niederen,
selten Manneshöhe erreichenden, zuweilen mit Dornen bewehrten Akazien, Eu¬
kalypten und sonstigen Pflanzenarten, das mit seinen fahlen Farben der Land¬
schaft ein äußerst düsteres, einförmiges Aussehen giebt und dem Verkehr die
größten Hindernisse bereitet.
Die Küsteugegeuden sind begünstigter. Die Nordküste liegt noch
ganz im Gebiet der tropischen Sommerregeu bei vorherrschenden NW.*
Winden. Das Plateau von Arnhems-Land besitzt infolgedessen
reiche Weideflächen, die Niederung am Carpentaria-Golf ist
von tropischem Urwald bedeckt. Die Küste des Golfs ist sumpfig,
während die felsige Küste von Arnhems-Land gute Häfen besitzt. Die
W.- und 8.-Küsten haben Winterregen, während der Sommer heiß
und trocken ist. Auch sind sie den heißen, aus dem Inneren wehenden
Winden ausgesetzt, die auch hier die Temperatur oft rasch auf 450
bis 50° erhöhen und der Vegetation verderblich sind. Die Form
der Grassteppe wiegt hier vor. Die Wälder haben ein parkartiges
Aussehen, da die oft mächtigen Bäume vereinzelt stehen und Unter¬
holz fehlt.
Für die Wälder Australiens sind drei Baumformen charakteristisch, Akazien
mit ungefiederten Blättern, Eukalypten mit blaugrünen, dickhäutigen, senkrecht ge¬
stellten Blättern und Kasuarinen, die mit den knotig gegliederten, quirligen Ästen
und zu gezähnten Scheiden umgewandelten Blättern riesigen Schachtelhalmen
gleichen.
Das östliche Australien ist mannigfaltiger gestaltet. Längs der
Ostküste erhebt sich das einzige größere Gebirgsspstem des Erdteils,
für das ein gemeinsamer Name bisher fehlt. Die Hauptketten des¬
selben laufen im allgemeinen den Küsten parallel und schließen hier
und da kleinere Hochebenen ein. Den südlichen Abschnitt bilden die
bogenförmig von SW. nach NO. verlaufenden Australischen Alpen,
die im M o u n t T o w n s e n d sTaunsends in der K o s c i u s k o - G r u p p e
2 2 00 in gipfeln. Ihnen schließen sich nördlich vom Durchbruch des
Murrumbidgee die Blauen Berge an. Das Bergland von Tas¬
manien bildet im 8. die Fortsetzung der ostaustralischen Gebirge. In
das Gebiet des ewigen Schnees reicht keiner der Berge empor, doch
sind die höheren Ketten während des Winters stets mit einer dichten
Schneedecke bekleidet. Sehr reich ist das Gebirge an Mineralschätzen
aller Art. Goldführende Quarzgänge finden sich zahlreich in den
Australischen Alpen, wie in Queensland, Steinkohlenlager in Neu-
Süd-Wales und Tasmanien, Kupfer- und Zinnerze in verschiedenen
Teilen des Gebirges.
An die nördlichen Ketten schließt sich im W. die Hochfläche von
Queensland an, im 8. senkt sich dieselbe zu der größten Tiefebene des