Full text: Lehrstoff der mittleren und oberen Klassen (Teil 2)

\ 47. Das Französische Tiefland. Das Plateau derBrctagne u. Nor,nandie. 205 
Die Bewohner des Marschlandes der Vendee wohnen, ähnlich den deutschen 
Marschbewohnern, nicht in Dörfern zusammen, sondern in einzelnen Gehöften. 
Sie halten streng an alter Sitte und Überlieferung fest, sind daher auch politisch 
stets die treuesten Anhänger des legitimen Königtums gewesen. Unter den Hafen¬ 
städten war La Rochelle früher ein sehr bedeutender Handelsort, in der Resorma- 
tionszeit der feste Stützpunkt der Hugenotten. Jetzt ist ihr Hafen versandet. Wichtiger 
ist gegenwärtig das befestigte Rochefort, nahe der Mündung der Charente, 
doch kann auch sein Hafen von den größten Schiffen nicht erreicht werden. An 
der mittleren Charente bedeutender Weinbau; der Wein hier meist zur Fabrikation 
von Cognac benutzt, der nach dem Hauptort dieses Gebiets seinen Namen führt. 
Das Plateau der Bretagne und Normandie besteht vorzugs¬ 
weise aus Granit. Es wird nur von niedrigen Höhen durchzogen, 
die in der Bretagne von W. nach 0. streichen, in der Nor¬ 
mandie und südlich der Loire aber mehr nordwest-südöstliche, in 
der Halbinsel Cotentin direkt nord-südliche Richtung annehmen. 
Selbst die höchsten Erhebungen, die Montagnes d'Arree, er¬ 
reichen kaum 400 in Höhe. Die Höhen der Bretagne sind kahl und 
felsig, höchstens von Heidekraut bedeckt, während die Thäler gut be¬ 
waldet sind. Die Normandie dagegen zeichnet sich durch saftige Wiesen¬ 
flächen aus. 
Die ganze Küste der Bretagne ist zackig, voll tiefer, felsiger Buchten 
mit vortrefflichen Häsen. In der Bai des Mont St. Michel 
haben sich jedoch die Zerstörungsprodukte in einiger Entfernung vom 
Ufer wieder abgelagert und haben Untiefen gebildet, welche die An¬ 
näherung an das Land erschweren. Die Halbinsel Cotentin besitzt, 
obgleich auch vielfach felsig, keine guten natürlichen Häfen. 
Die Bewohner der Bretagne sind von jeher als Seeleute berühmt gewesen 
und stellen auch jetzt die zahlreichsten und besten Matrosen für die französische 
Handels- und Kriegsmarine. Auch die Seefischerei ist bedeutend (Sardinenfang). 
Dagegen fehlt es zur Entwickelung des Handelsverkehrs an Flußverbindungen 
mit dem Inneren. Die Hafenplätze dienen wesentlich als Kriegshäfen, so vor allem 
Brest an der tiefst einschneidenden Bucht, durch einen die ganze Bretagne durch¬ 
ziehenden Kanal mit Nantes an der Loire verbunden; an der Nordküste St. Malo. 
An der flachen Nordbucht der Halbinsel Cotentin ist seit Ende des vorigen Jahr¬ 
hunderts mit ungeheuren Kosten der künstliche Kriegshafen von Cherbourg erbaut. 
In der südlichen Bretagne wird Bergbau betrieben. Die Normandie ist durch ihre 
Pferdezucht.berühmt. Kloster-Abtei La Trappe (Trappisten-Orden). Le Mans, 
Hauptort der Landschaft Maine (Schlacht 1871). 
Die Loire, der dritte der großen französischen Flüsse, durchläuft 
drei orographisch sehr verschiedene Gebiete. Ihr Oberlauf liegt ganz 
innerhalb des Zentralplateaus. Dann durchfließt sie in einem nach 8. 
geöffneten Bogen den südlichen Teil des Pariser Beckens und durch¬ 
bricht endlich in westwärts gerichteten: Lauf das Plateau der Bretagne. 
Vor ihrer Mündung erweitert sie sich ähnlich der Garonne schlauch¬ 
förmig. Nebenflüsse: links Allier, Cher und Vienne, vom Zentral¬ 
plateau, rechts Sarthe aus der Normandie. 
An der Stelle, wo die Erweiterung des Flusses beginnt, die Hafenstadt 
Nantes (120000 Einw.). Südlich der Loire treten das nordwestliche und das 
Zentralplateau ziemlich nahe aneinander heran. Die Lücke zwischen beiden ist als 
Verbindungsstraße zwischen dem Garonne- und Pariser Becken von besonderer Be¬ 
deutung. In der Umgebung von Poitiers (Landschaft Poitou), dem Hauptort 
dieser Lücke, liegen daher zahlreiche Schlachtfelder (Chlodwig gegen die Goten,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.