234 Das chinesische Reich.
Amerikanern geöffneten Handelshafen und ist der Hauptansfuhrort für Seide, Thee
nnd Baumwolle.
Canton (1 Million Einwohner), an einem Arme des Sikiang gelegen, die
erste dem auswärtigen Verkehre geöffnete Stadt, war lange der Haupthandelsplatz
Ostasicns, hat aber durch den Aufschwung Schanghais viel verloren. Auf dem
Flusse bilden unzählige, an Pfählen befestigte Fahrzeuge eine schwimmende Vor¬
stadt, deren Bevölkerung (300 000 Köpfe) meist ans Hafenarbeitern, Schiffern
und Fischern besteht. *
Auf einer Insel am Ansflusse des Sikiang liegt die den Portugiesen gehörige,
befestigte Stadt Macao, einst der Mittelpunkt des europäisch-chinesischen Handels.
Die Stadt verödete allmählich seit (1842) England in den Besitz der gegenüber¬
liegenden Insel Hong-kong gelangte und die dort neuerbaute Stadt Victoria das
Centrum der auswärtigen Handelsbewegung des südlichen Chinas wurde.
An der Südostküste Chinas liegt die große Insel Formosa, im Inneren
von vulkanischen Gebirgen durchzogen und bind) natürlichen Reichthum (Kohlen,
Schwefel, Wälder von Kampferbäumen), Fruchtbarkeit und herrliches Klima aus¬
gezeichnet. Nur die westliche Hälfte dieser Insel ist von Chinesen bewohnt, die
östliche dagegen noch im Besitze roher Wilden. Ebenfalls sehr reich an Naturprodukten
ist die Insel Hainau, welche dem Golfe von Tongking vorgelagert ist.
Die Mongolei bildet eine ungeheure, größtcntheils öde, von Raudgebirgcn
umfaßte Platcaufläche, mit glühend heißem Sommer und langem, überaus kaltem
Winter. Den mittleren Theil des Landes nimmt die Gobi ein, die im NO
steinig und wasserarm ist, im mittleren Theile den Charakter eines wahren Sand-
meeres besitzt und im W theils als öde, salz- und sandbedcckte Fläche, theils als
zeitweise fruchtbare Steppe erscheint. Die äußerst schwache Bevölkerung besteht
ans Mongolen, die mit ihren Herden von Rindern, Kameelcn und Pferden
nomadisircnd umherziehen. Oertlich haben sich Chinesen angesiedelt, die Ackerbau
und Handel treiben. Die einem Nomadenlager ähnliche Hauptstadt Urga bildet
einen Hauptwallsahrtsort der Buddhisten.
Die Mandschurei ist ein besonders in 8 fruchtbares und an Mineral¬
schätzen reiches, waldiges Gebirgölaud, in welchem sich zahlreiche Chinesen ange¬
siedelt haben. Die Mandschu sind meist Nomaden und als solche auf den nörd¬
lichen Theil des Landes beschränkt.
Korea, die große gebirgige Halbinsel welche das Gelbe Meer vom japa-°
nischen Meere trennt, bildet ein den Chinesen tributpflichtiges Königreich, das im
N durch Gebirgseinödcn und völlig menschenleere Wildnisse von der Mandschurei
geschieden wird. Das Land ist reich an Metallen und in den Thälern der West¬
seite fruchtbar, doch stehen die Bewohner noch auf niedriger Culturstufe. Den
Europäern ist das Reich bis heute vollständig verschlossen.
Tibet bildet eine große, trockene und kalte Fläche, die von den ungeheuren
Schnecgipfeln des Kün-lün nud Himalaya umrahmt wird. Der nördliche Theil des
Landes ist so gut wie vollständig unbekannt, der südliche besteht aus Plateaus und