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Die Republik Peru.
aber mit vielen verfallenen Häusern. Bom O-Abhange der Cordilleren dehnt
sich unermeßliches Waldland bis zum Amazonenstrome hin aus, in welchem halb¬
wilde Indianer Hausen.
§. 90.
Die Nepuvttli Mru.
(23 700 Q.-Meilen, 2% Millionen Einwohner.)
Peru, einst durch die Cultur seiner früheren Bewohner und seinen Reichthum
an Gold und Silber berühmt, ist gegenwärtig der bedeutendste Staat der W«
Küste Südamerikas. Das Gestade ist kahl und regenlos, monatelang von Nebeln
bedeckt und häufigen Erdbeben sowie Hebungen und Senkungen unterworfen. Bon
ihm ans erstreckt sich eine öde Region bis zu den Vorbergen der Cordilleren.
Zwischen diesen und der schneebedeckten Andenkette liegen waldlose Landschaften
(Sierra genannt), die sich außerordentlich zum Anbau europäischer Nahrungs¬
pflanzen eignen. Das eigentliche Hochgebirge der Anden durchzieht das Land
in mehreren Ketten. Dieselben fassen gewaltige Hochebenen zwischen sich, welche
zum Theil öde sind und nur dem Llama kümmerliche Nahrung liefern. Die
tieferen Einsenkungen haben dagegen ein gemäßigtes Klima und in den schmalen
Längcnthälern des oberen Amazoncnstromes und seiner Nebenflüsse zeigt sich durch¬
aus der Charakter der Tropenwelt. Gegen 0 fallen die Anden schroff zum
Urwalde des Amazonengebietcs ab, in dessen höher liegenden Regionen hier die kost¬
barsten Fieberrindenbäume wachsen. An edlen Metallen ist Peru noch immer außer¬
ordentlich reich; Silber findet sich vorzugsweise in den höher liegenden Gegenden,
Gold in den Niederungen. Weit wichtiger aber ist gegenwärtig der Reichthum
der südlichen Küstengcgend an Salpeter und der kleinen Jnselklippen (besonders
der Chincha-Jnseln) an Guano.
Die Bevölkerung besteht der größeren Hälfte nach aus Indianern, den Nach-
kommen der alten Peruaner. Sie leben vorzugsweise in den höher liegenden
Theilen des Landes, während die Weißen die Städte und die Küstenrcgion be¬
wohnen.
Die regelmäßig gebaute Hauptstadt Lima (100 000 Einwohner) liegt,
von Orangengärten umgeben, wenige Meilen von der Küste; ihr Hafen an dieser
ist Callao. Im Innern auf einer Hochfläche der Anden liegt die Hauptstadt
des alten peruanischen Reiches, Cuzco, umgeben von den Ruinen großartiger
Bauten.
Unter den Ueberbleibselii aus der Zeit des Jnca-Reiches erregen die Trümmer der
großen Neichsstraßen noch heute Bewunderung. Besonders die Straße, welche über den
Rücken der Cordilleren, 250 Meilen weit, von Quito nach Cuzco führte, in Höhen
welche die Gipfel der Alpen überragen, gehört zu den großartigsten Werken mensch¬
licher Thätigkeit und hat nur in der chinesischen Mauer ein Gegenstück.