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Zweiter Zeit raun m.
erbittlicher Strenge, wobei er glücklich den Anschla-
gen entging, die auf sein Leben gemacht wurden. Auch
führte er den von seinem Vater gefaßten Vorsatz aus
1506 und stiftete die Universität zu Frankfurt an der Oder.
Um die bisher willkührliche Rechtspflege zu heben,
stiftete er das Kammergericht. Berlin wurde dessen
Sitz. Merkwürdig und ein Beweis für des Kurfür¬
sten rechtlichen Sinn ist dessen Erklärung: daß er
selbst in Rechtssachen dem Spruche des Kammerge¬
richts sich unterordne. Auch des geistlichen Standes
Herr zu werden, unternahm Kurfürst Joachim mit
Erfolg. Er maßte sich das Bestatigungsrecht über
die Bischöffe an und übte es wirklich gegen den vom
Papste Leo 10. bestätigten Bischoff von Havelberg aus,
an dessen Stelle er seinen Kanzler setzte.
Zu den Charakterzeichnungen der damaligen Zeit
gehört die Vertreibung aller Juden aus der Mark.
Der Verspottung des Abendmahls beschuldigt, wur¬
den deren 38 in Berlin verbrannt; die übrigen mu߬
ten schwören, nie wieder zu kehren und auswandern.
In die Regierungszeit Joachim 1. fallt das große
Ereigniß der Trennung in der christlichen Kirche, die
Reformation. — Leo 10. , ein verschwenderischer,
prachtliebender Papst bedurfte zur Erbauung der
prachtvollen Peterskirche zu Rom ansehnliche Geld¬
summen. Er schrieb deshalb, was auch seine Vor¬
gänger gethan hatten, einen Ablaßverkauf aus und
wendete sich mit dem Versprechen der Hälfte des Ge¬
winns au Joachims Bruder, Albrecht, Kurfürsten
von Mainz, der unter Andern auch den Johann Te-
tzel, einen Dominikaner, überall für Geld Ablaß
ertheilen ließ. In der Nahe von Wittenberg fand
dieser aber an D. Martin Luther, Professor der Theo-