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denn der junge Herzog Georg Wilhelm war in diesem Jahre ohne Nachkommen 
gestorben. Aber Kaiser Leopold, als König von Böhmen der Lehnsherr des Ver¬ 
storbenen, zog dessen Länder als erledigte Lehen ein. Der Kursürst machte sein 
gutes Recht geltend, und der Kaiser gab ihm als Entschädigung den Kreis Schwie- 
bus. Als jedoch der Kaiser durch List den Nachfolger des Großen Kurfürsten da¬ 
hin brachte, Schwiebus wieder herauszugeben, erklärte dieser, daß nun auch die 
alten Ansprüche der Hohenzollern auf die schlesischen Fürstentümer wieder Geltung 
bekämen. „Meine Nachkommen werden wissen, was sie dafür gegen Österreich 
dereinst zu thun und zu lassen haben." 
Diese Ansprüche machte Friedrich bald nach seinem Regierungsantritte 
geltend. Er verlangte von der Kaiserin MariaTheresia*) die Heraus¬ 
gabe der Fürstentümer. Da seine Forderung abgewiesen wurde, griff er kühn 
zu den Waffen. So kam es zum ersten schlesischen Kriege. Mitten 
im Winter rückte Friedrich mit einem Heere in Schlesien ein und nahm in 
wenigen Wochen das ganze Land in Besitz. 1741 (10. April) gewann er gegen die 
heranziehenden Österreicher die erste größere Sch lach t bei Mollwitz 
(südöstlich von Breslau bei Brieg). Hier lernten die Österreicher die furchtbare 
Kraft der wohlgeschulten preußischen Infanterie kennen. In 
vier Gliedern feuerte diese, die ersten beiden knieten. Da ward die öster¬ 
reichische Schlachtreihe „durchlöchert wie ein Sieb". Zuletzt schritten die 
Preußen in stolzen, festen Reihen wie auf dem Manöverplatze zum Sturm. 
Die Österreicher flohen. Dieser glänzende Sieg ermutigte alle 
Feinde Österreichs. Der Kurfürst Karl Albert von Bayern er¬ 
klärte Maria Theresias Erbfolge für ungesetzlich; nur im Mannesstamme 
dürfe nach uraltem Herkommen in Österreich die Krone sich vererben; er selbst 
sei der berechtigte Erbe. Frankreich und andere Mächte unterstützten ihn. 
Nicht der Gemahl Maria Theresias, sondern Karl Albert von Bayern 
wurde in Frankfurt zum Kaiser gewählt als Kar I VII. Der öster¬ 
reichische Staat schien verloren zu sein. Aber Friedrich wollte nicht dazu 
helfen, die österreichische Monarchie zu zertrümmern, er 
wollte nur Schlesien erlangen. Er schloß also, anstatt auf Wien zu ziehen, 
einen Vertrag mit Österreich, ließ sich inBreslau von den schlesischen 
Ständen huldigen und richtete überall im Lande die preußische Verwal¬ 
tung ein. Allenthalben wich da der österreichische Doppeladler dem 
preußischen ei nköpfigen schwarzen Adler, die schwarzgelben 
österreichischen Farben den schwarzweißen des preußischen 
Staates. Da aber Maria Theresia den Vertrag nicht hielt, drang König 
Friedrich in Böhmen ein, siegte zum zweitenmal und nötigte dadurch Öfter* 
*) Sie war Königin von Ungarn und Erzherzogin von Österreich und wurde später, 
als ihr Gemahl Franz zum deutschen Kaiser gekrönt worden war, Kaiserin genannt.
	        
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