Full text: Für die Mittelklassen mehrklassiger Schulen (Teil 1)

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Kalb von der Kuh und das Füllen vom Pferde. Schon nach 
wenig Tagen folgen sie ihrer Mutter bei den Spaziergängen im 
Walde, dann werden ihre dünnen Beinchen kräftiger und flinker, 
und nach wenig Wochen fangen fie auch an im Walde zu bota¬ 
nisieren. Sie suchen sich die zarten Grasfpitzchen heraus oder 
die weichsten Blätter der Kräuter und verspeisen sie. 
Aber es wird lebendig im Walde. Bald schlagen die Holz¬ 
hauer eine Abteilung Bäume nieder, bald ziehen ganze Scharen 
Kinder durchs Gebüsch und suchen Heidelbeeren, Preißelbeeren 
und Himbeeren. Da iftzs den Rehen dort nicht mehr behaglich, 
sie wandern am Abend im Dämmerlichte aus, der Rehbock voran, 
die Rieken mit den Kälbchen ihm nach, hinaus ins Getreidefeld. 
Dort lagert sich die Familie am Tage, versteckt in den hohen 
Halmen, und am Abende oder in der Morgendämmerung gehen 
sie grasen. Sobald die Sensen klingen, wandert die Familie wieder 
zurück in den Wald. Die braunen Haare, welche das Sommerkleid 
bildeten, fallen aus, und es wachsen an ihrer Statt neue von 
graubrauner Farbe, die nicht weich und geschmeidig, sondern rauh 
und brüchig sind. Im Herbste verliert der Rehbock sein Geweih, 
und wenn es nicht von selbst abfallen will, so stoßt er es sich 
an den Baumstämmen ab. 
Im Winter geht es der Rehfamilie nicht immer gut, zumal 
wenn der Schnee jedes Grasfpitzchen und Krautblättchen zudeckt. 
Dann verkriechen sich die armen Tierchen ins Fichtengebüsch und 
schneien beim Sturme mitunter halb ein. Was giebt es da zu 
fressen? Nur die harten Knospen der Büsche, nur Fichtenzweige 
oder einen Grashalm, der mühsam unter dem Schnee hervorge¬ 
scharrt werden muß. Da kommt der Jäger, der sonst ihr Feind 
ist, als Freund, und legt Heu für sie an bestimmten Plätzen aus. 
Zu diesen Plätzen hin führen dann viele Spuren und Fährten. 
Jedesmal sehen wir die Eindrücke von zwei Klauen neben ein¬ 
ander, etwa ähnlich wie beim Schafe, nur zierlicher. Wir sehen 
daraus schon, daß das Reh auch der Ziege und der Kuh verwandt 
ist. Es gehört zu den Zweihufern oder Wiederkäuern, die ihre 
Nahrung beim Ausruhen noch einmal kauen, nachdem sie auf der 
Weide den Magen gefüllt haben. 
98. Knabe und Schmetterling. 
Knabe: 
Schmetterling, 
kleines Ding, 
sage, wovon du lebst, 
daß du nur stets in Lüften schwebst!
	        
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