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3. Nun erhob sich der König Friedrich Wilhelm von Preußen
und rief im Frühjahr 1813 sein Volk zu den Waffen. Da ging
ein Geist des Herrn aus, und die Männer standen auf zum Streite.
Wer die Waffen tragen konnte, kam auf des Königs Ruf freudig
herbei. Der König aber gab feinen Kriegern die Losung: „Mit
Gott für König und Vaterland!" Die Landwehrmänner mußten
ein Kreuz an ihre Soldatenmützen heften, zum Zeichen, daß es
ein christlicher Kampf fei, in den sie zogen. Von den Kanzeln
der Kirchen ward gepredigt: „Fürchtet euch nicht, zaget nicht!
ziehet aus wider sie; der Herr ist mit euch!" — Und die Krie¬
ger antworteten in ihren Herzen: „Im Namen des Herrn wer¬
fen wir Panier auf!" Die aber zu Haufe bleiben mußten, die
Schwachen, die Greife und Weiber, kamen des Abends zusammen
in ihren Kirchen und riefen den Herrn an, wie einst das Volk
Israel: „Hilf uns, Herr unser Gott; denn wir verlassen uns auf
dich, und in deinem Namen sind wir gekommen wider diese
Menge."
4. Der Kampf begann. Bei Lützen legten die Preußen
ihre erste Waffenprobe ab. Sie siel nicht unrühmlich aus; aber
sie mußten zurück. Nicht lange darauf wütete „dann zwei Tage
lang der Kampf bei Bautzen. Endlich trat Österreich zu den
Preußen, mit denen die Russen schon verbunden waren. Am
23. August schlug Held Bülow mit seinen braven Preußen die
Franzosen bei Großbeeren, in der Nähe von Berlin. Einige
Tage später, am 26. August, siegte Blücher an der Katzbach
in Schlesien. Der greise Held von siebenzig Jahren, aber mutig
und frisch wie ein Jüngling, trieb die Franzosen in die Fluten
der Katzbach, daß ihrer viele ertranken. Dann wurden die Fran¬
zosen wieder am 6. September von Bülow bei Dennewitz
geschlagen. Jetzt ging es auf Leipzig zu. Hier ward am 16.,
17. und 18. Oktober die große Völkerschlacht geschlagen, die
unser Vaterland frei machte. Nach Leipzig,, zog Napoleon alle
seine Krieger. Die Verbündeten, Preußen, Österreicher und Rus¬
sen, griffen ihn an. Es war eine gewaltige Schlacht. Drei Tage
lang ward mit der größten Erbitterung gekämpft. Etwa 1000
Kanonen donnerten gegen einander, daß die Erde erbebte. Hier
sprengten in wildem Rennen Reiter gegen einander, und sausend
fuhren ihre Schwerter durch die Luft. Dort stürmte mit dem
Bajonett unter lautem Hurra das Fußvolk gegen den Feind. Unauf¬
hörlich knatterte das Feuer der Flinten. Um ein Dorf wurde
stundenlang gestritten. Zu Haufen lagen die Leichen über ein¬
ander, aber über die toten Brüder hinweg schritt der Fuß derer,
die noch lebten. Brennende Dörfer beleuchteten das grausige