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Senkrechte, schiefe und parallele Sphäre.
hinabsinkt und der Südpunkt über den Südpol emporsteigt, um wie
viele Grade wir uns von dem Äquator auf der Erde nach dt. entfernen.
Für diese Örter ist also die Polhöhe — 23’- °, die Zenith-Distanz des
Äquators ebenfalls — 23|°, die Äquatorhöhe aber — 66^ °; der Äquator
und alle Parallelkreise,, schneiden demnach den Horizont in einem Winkel
von 661-0; nur dn Äquator wird dabei halbirt. Der Himmel hat also
eine schiefe Lage zum Horizonte, und diese Lage nennt man die sphaera
obliqua oder die schiefe Sphäre. Aus dieser Lage des Himmels erklären
sich die Erscheinungen, welche bei der scheinbaren Bewegung der Sonne
und der Sterne hervortreten. Die Sonne muß nämlich am 21. März
23|-° südlich vom Zenith, d. h. in einer Höhe von 66f0 kulminiren,
Tag und Nacht müssen gleich lang sein. Am 21. Juni muß sie im nörv-
lichen Wendekreise das Zenith erreichen, also senkrecht herabscheinen und die
Bewohner des nördlichen Wendekreises unschattig machen, während an den
übrigen Tagen der Schatten nach N. fällt; für dieselben muß der längste
Tag 13^ Std., die kürzeste Nacht 10| Std. dauern. Der 23. Sept. muß
dieselben Erscheinungen darbieten, wie der 21. März, während am 21.
Dezbr. die Sonne in einer Höhe von 66^-° — 234° — 43° kulminiren,
der kürzeste Tag 10f, die längste Nacht 13-| Std. dauern muß. Ein
Theil der am südlichen Himmel glänzenden Sterne, nämlich alle, welche
vom südlichen Polarkreise abgeschlossen sind, bleiben dem Bewohner des
nördlichen Wendekreises verborgen, während ihm die vom nördlichen Polar¬
kreise umschlossenen Sterne Circumpolarsterne sind.
Sehr ähnlich sind die Erscheinungen für den Bewohner des südlichen
Wendekreises, nur hat nicht der Nordpol, sondern der Südpol eine Höhe
von 23£°; auch sind die Tagbogen nach N., die Schatten des Mittags
nach S. gerichtet; der längste Tag fällt auf den 21. Dezbr., der Anfang
des Frühlings tritt am 23. Septbr. ein; die Jahreszeiten sind denen auf
dem nördlichen Wendekreise entgegengesetzt.
Für diejenigen Örter, welche aus dem nördlichen Polarkreise, also
66^o nördlich vom Äquator liegen, bildet der wahre Horizont mit der
Himmelsachse einen Winkel von 66^0; die Äquatorhöhe beträgt demnach
23^o, Die Polhöhe und die Zenith-Distanz des Äquators dagegen 66| °.
Der Äquator, der allein von dem Horizonte halbirt wird, bildet daher mit
diesem einen Winkel von 23-^°, ebenso alle Parallelkreise. Die Tages¬
längen nehmen daher bis zum 21. Juni schnell zu; der Tag dauert am
21. Juni 24 Stunden, da der nördliche Wendekreis ganz über dem Ho¬
rizonte liegt. Dann nehmen allmählich die Tageslängen wieder ab, bis am
21. Dezbr. die längste Nacht mit einer Dauer von 24 Stunden stattfindet.
Der Anblick der Sterne, welche am südlichen Himmel zwischen dem Süd¬
pole und dem südlichen Wendekreise stehen, ist dem Bewohner des nördlichen
Polarkreises entzogen.
Vollkommen ähnlich sind die Erscheinungen für den Bewohner des
südlichen Polarkreises; doch sind die Tagkreise, ebenso wie zu Mittag die
Schatten nach Norden gerichtet, der Südpol liegt über dem Horizonte, der
Sommer beginnt am 21. Dezember, der Winter am 21. Juni.
3. Denken wir uns endlich am Nordpol der Erde stehend, so fällt
für diesen Punkt der Himmelsnordpol mit dem Zenith, der Äquator genau