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Loche, um zu entfliehen. Das weiß der schlaue Specht. Mit einem Satze ist er
da und langt sich nun die Insekten, die dort aus ihrer Hausthür gucken. Bleiben
sie aber in ihren Löchern sitzen,
so holt er sie mit seiner langen,
dünnen Zunge heraus. Diese
ist vorn so spitz wie eine Steck—
nadel und dazu mit 5—6 bor—
stenartigen Widerhaken versehen.
An den Unterkieferseiten finden
sich ferner 2 große Schleim—
drüsen; diese sondern einen kleb—
rigen Saft ab, der die Zunge
überzieht, so daß z. B. Ameisen
leicht daran haften bleiben. So
entgeht dem Spechte so leicht kein
Wurm. Daher ist der Nutzen,
den er dem Forstmanne bringt,
ein ganz erheblicher.
3. Nest. Im Frühlinge sucht
sich der Specht einen geeigneten
Baum zum Neste. Wo kin
mürber Ast gesessen hat, schlägt
er mit kräftigen Hieben ein Loch
in den Baum, daß die finger—
i langen Splitter weit umher—
fliegen. Ist der Eingang eine
Strecke wagerecht in den Baum hineingearbeitet, so wird die Röhre im Knie nach
unten hingeführt und schließlich eine geräumige Höhlung gemeißelt. Der Grund wird
mit feinen Holzspänchen gefüttert, und auf diese legt er alsdann seine weißen Eier.
86. Schlußbetrachtung.
Unermeßlich groß ist die Zahl der Tiere, die den Wald bewohnen. Das
hat seine bestimmten Gründe. Einmal gewährt ihnen der Wald reichliche Nahrung,
sodann aber auch Schlupfwinkel als Schutz und Obdach. Manche Waldtiere würden
außerhalb des Waldes auf die Dauer gar nicht leben können, so z. B. der Bunt—
specht; zwar macht er auch Besuche in Apfel- und Kirschbäumen, aber mit der
Länge der Zeit würde er in den Obstgärten zu Grunde gehen. (Warum?)
XIV. Ansre Gewässer im Winler.
Wenn der Winter seine Eisdecke über unsre Gewässer zieht, dann scheint alles
Leben in ihnen erstorben zu sein. Frösche und Schildkröten liegen erstarrt im
Schlamme. Die Wildenten und Wasserhühner sind schon im Herbste südwärts ge—
zogen. Nur der Eisvogel versucht es zuweilen, dem Winter zu trotzen. Er nimmt
nämlich seinen Aufenthalt an Flüssen mit starkem Gefälle, die nicht so leicht zu—
frieren. Die Fischotter sucht Eislöcher auf, um unters Eis zu schlüpfen und Fische
zu fangen. Der Fischzüchter haut Eislöcher in den Karpfenteich, damit die Karpfen
darin nicht ersticken. Denn für die karpfenartigen Fische genügt die Atmung im
Wasser nicht. Sie müssen von Zeit zu Zeit an die Oberfläche kommen, um Luft
zu schnappen. — Bei mildem Wetter sehen wir auch zuweilen einzelne Wasserkäfer,
wie z. B. den Gelbrand, dicht unter der Eisdecke umherschwimmen. Andre Käfer