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heftig in die Rede und sagte, man verlange eine runde Antwort. Da sprach
Luther: „Nun, so will ich eine Antwort geben, so weder Hörner noch Zähne
(weder Einschränkung noch Umschweife) haben soll. Es sei denn, daß ich durch
Zeugnis der heiligen Schrift oder mit klaren und hellen Gründen überwunden
werde, sonst kann und will ich nicht widerrufen. Hier stehe ich, ich kann nicht
anders. Gott helfe mir! Amen.“ Die ganze Versammlung war bewegt, und
der Kaiser selbst sagte: „Der Mönch redet unerschrocken und mit großem Mute.“
Er bewilligte ihm auch freies Geleit auf 21 Tage, sprach aber für die folgende
Zeit die Acht über ihn aus. Niemand sollte ihn „hausen, ätzen, tränken.“
9. Auf der Wartburg. Als Luther auf der Rückreise von Worms bei
Eisenach durch einen Wald fuhr, sprengten plötzlich 5 verkappte Reiter auf ihn
zu, ergriffen ihn, zogen ihn aus dem Wagen und schleppten ihn mit sich in das
Gebüsch. Hier setzten sie ihn auf ein Pferd und brachten ihn dann auf die nahe
Wartburg. Luther zog hier die Kleidung eines Ritters an, trug hohe Stulp⸗
stiefel, ließ sich Bart und Haupthaar wachsen und führte den Namen „Junker
Georg“. Nur der Schloßhauptmann kannte ihn. Jene verkappten Ritter aber
waren von Friedrich dem Weisen geschickt. Auf diese Weise wollte er den Geäch—
teten den Augen seiner Feinde verbergen. Während man nun Luther tot glaubte,
saß er ruhig auf der Wartburg und fing an, die Bibel in die deutsche Sprache
zu übersetzen.
10. Augsburgische Konfession. Im Jahre 1530 berief Karl V. die deutschen
Stände zu einem Reichstage nach Augsburg, um den Kirchenstreit beizulegen. Hier
übergaben die Evangelischen die von Philipp Melanchthon (dem treuesten Freunde
und Mithelfer Luthers) verfaßte augsburgische Konfession (Glaubensbekenntnis).
Darin war in 28 Artikeln in milden Worten dasjenige, worin man mit den
Katholiken übereinstimmte, und worin man abweiche, klar gelegt worden.
11. Luthers Tod. Im Jahre 1546 reiste Luther auf Einladung des Grafen
Mansfeld nach Eisleben, um dort einen Streit zu schlichten. Daselbst starb
er am 18. Februar 1546. Seine Leiche wurde nach Wittenberg gebracht und dort
in derselhen Kirche beigesetzt, an deren Thür er einst die 95 Thesen angeschlagen
hatte. (Über die Einführung der Reformation in Brandenburg siehe S. 20.)
17. Der dreißigjährige Krieg. 1618—1648.
1. Veranlassung. Im Religionsfrieden zu Augsburg (1555) waren den
Protestanten gleiche Rechte mit den Katholiken zugesichert worden. Infolgedessen
breitete sich die Reformation so schnell aus, daß am Ende des 16. Jahrhunderts
mehr als drei Viertel aller Deutschen Anhänger der neuen Lehre waren. Auch
in Böhmen hatte die Reformation Eingang gefunden. Der Kaiser hatte hier den
Protestanten durch den sogenannten Majestätsbrief das Recht zugesichert, Kirchen
und Schulen zu erbauen. Als aber Kaiser Matthias regierte, wurde dieses Recht
schwer verletzt. In Klostergrab wurde die protestantische Kirche niedergerissen,
in Braunau gesperrt. Die Evangelischen wandten sich deshalb an den Kaiser,
erhielten aber eine abweisende Antwort. Das entflammte die Gemüter. Ein be—
waffneter Haufe drang ins Prager Schloß und stürzte einige Räte des Kaisers
zum Fenster hinaus, weil man ihnen schuld gab, das kaiserliche Schreiben bewirkt
zu haben. Wunderbarerweise nahmen sie durch den 122 -15 Meter tiefen Sturz
keinen Schaden.
2. Der böhmische Krieg. Nach dem Tode des Kaisers Matthias wurde Fer—
dinand II. Kaiser und damit auch zugleich König von Böhmen. Das war aber ein
erzkatholischer Mann. Sein Grundsatz war: „Besser eine Wüste als ein Land voller
Ketzer.“ Die protestantischen Böhmen weigerten sich daher, ihn als König anzuer—