Full text: Realienbuch für Volks-, Bürger- und Töchterschulen

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Dieser war in der Regel so dunkel, daß er verschiedene Deutungen zuließ. 
In schwierigen Fällen pflegten die Griechen stets ein Orakel um Rat zu 
fragen, und jeder brachte ein seinem Stande und Vermögen angemessenes 
Geschenk mit. 
d. Festspiele. Den Göttern zu Ehren veranstaltete man zu be— 
stimmten Zeiten Festspiele, zu welchen das Volk von nah und fern herbei— 
strömte. Besonders berühmt waren die Olympischen Spiele, die alle 
vier Jahre bei der Stadt Olympia abgehalten wurden. Hier maßen die 
Griechen ihre Kräfte im Ring- und Faustkampf, im Wettrennen, Speer— 
und Scheibenwerfen, in der Dicht, Ton- und Bildhauerkunst. Jedem 
Sieger wurde ein Kranz von Olivenzweigen aufs Haupt gesetzt, was be 
den Griechen die höchste Auszeichnung war. 
Nach den Olympischen Spielen richteten die Griechen ihre Zeitrechnung ein und 
nannten den Zeitraum von einem Spiele zum andern eine Olympiade. 
e. Sagen. Die älteste Geschichte der Griechen ist in Dunkel gehüllt; 
doch erzählt die Sage von großartigen Taten einzelner Helden und des 
ganzen Volkes. Hierher gehören die Sagen von Herkules, dem größten 
Helden der Sagenzeit, und die sagenhaften Erzählungen vom Argonaäuten— 
zug und dem Trojanischen Krieg. 
Der Argonautenzug. 1250 v. Chr. Phrixus und Helle, die Kinder 
eines griechischen Königs, wurden von ihrer Stiefmutter verfolgt und flohen auf einem 
Widder mit goldenem Vließ (Felh über das Meer nach Kolchis (am Schwarzen 
Meere). Helle fiel herab und ertrank im Meere; die Stelle bekam den Namen 
Hellespont, d. h. Meer der Helle. Phrixus aber kam glücklich nach Kolchis, wo 
er den Widder dem Gotte Zeus opferte und das Fell in einem hl. Haine aufhängte. 
Um diesen kostbaren Schatz zu erlangen, unternahmen 50 tapfere griechische Helden 
darunter Herkules und der Sänger Orpheus) unter Führung des Jafon auf dem 
Schiffe Argo einen Zug nach Kolchis. Mit Hilfe der zauberkundigen Königstochter 
Medea gelangte Jason in den Besitz des Felles und erreichte nach langer Faͤhrt 
glücklich die Heimat wieder. 
Der Trojanische Krieg. 1200 v. Chr. Paris, ein Sohn des Königs 
von Troja, entführte Helena, die Gemahlin des Königs Menelagos in Sparta, 
und brachte sie nach Troja. Darauf unternahmen die Griechen auf 1200 Schiffen 
einen Kriegszug nach Troja, an dem sich die tapfersten Helden (Achilles, Odysseus u. a.) 
beteiligten. Aber erst nach zehnjähriger Belagerung konnten sie die Stadt erobern, 
und zwar durch eine List. Auf den Rät des schlauen Odysseus erbauten die Griechen 
ein großes hölzernes Pferd, worin sich mehrere Helden versteckten, während sich das 
übrige Heer mit der Flotte hinter eine Insel zurückzog. Jetzt kamen die Trojaner 
aus der Stadt und betrachteten das wunderbaäre Pferd. Ein Grieche, welcher ab— 
sichtlich zurückgelassen worden war, erzählte ihnen, die Griechen seien in die Heimat 
zurückgekehrt und hätten das Pferd als Geschenk für die Götter zurückgelassen. Wenn 
es den Trojanern gelänge, es in die Stadt zu bringen, so würde diese unüberwindlich 
und glücklich sein. Die Trojaner ließen sich täuschen, rissen das nächste Stadttor 
nieder, zogen das Pferd in die Stadt und feierten ein Freudenfest. Als sie sich aber 
zur Ruhe begeben hatten, stiegen die Helden aus dem Pferde, öffneten die Tore der 
Stadt, und diese wuͤrde nun von den inzwischen wieder zurückgekehrten Griechen voll— 
ständig zerstört. Menelaos führte Helena wieder nach Spartaä zurück; aber die 
tapfersten unter den griechischen Helden hatten den Tod gefunden. 
144. Lykurg und Solon. 
a. Anter den griechischen Städten waren Sparta und Athen 
lange Zeit die mächtigsten. Den Grund zu ihrer Blüte legten ausgezeichnete 
Gesetze. Die Spartaner erhielten ihre Gesetze um 800 v. Chr. durch den 
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