Die Geschichte nach Christi Geburt. 44z 
Verachtung zu behandeln, wodurch sie aber gerade izu 
erkennen geben, daß ihrer Religion gar viel an Wahrheit 
fehlt: denn eine göttliche Religion kann Stolz und Ver¬ 
achtung nimmermehr billigen. Dies abgerechnet, ver¬ 
dienen die Türken immer alle Hochachtung: sie sind bis 
Zur Bewundrung tapfer, in ihrem Betragen gegen ein¬ 
ander bey weitem nicht niedrig, falsch und neidisch, 
sondern eb l; gegen Fremde, Reisende und Verirrte 
LÜtlg, gastfrey und liebreich bis zur höchsten Groß- 
muth, und im Vekcnntniß ihrer Religion eifrig und 
standhaft. Auch bezeugen tausendfache Erfahrungen, 
daß es unter ihnen viele rechtschaffene, liebenswürdige, 
vortrefliche Menschen giebt, und als ein solcher ist der 
kürzlich in Berlin gewesene türkische Gesandte Achmet 
Effendi vom Berliner Hofe und vom ganzen Publicum 
bewundert worden. Uebrigens verbinden die Türken mit 
Wohlgestaltheit und einem festen, nervigten Körperbau 
eine befondere Einfachheit der Tracht, die von jener 
schädlichen Sclaverey der Mode, unter welcher die Euro¬ 
päer gefangen liegen, weit entfernt ist; auch haben sie 
viele Fähigkeiten zu nützlichen Künsten und Gewerbs- 
unm. Aber jene Liebe zu höheren Wissenschaften, die 
Ihr an den altern Glaubens - Brüdern derselben, an den 
Arabern, bewundert habet, will sich bey den Türken noch 
immer nicht zeigen. Ihre offenen Köpfe haben sich jetzt 
blos mit der Dichtkunst und Beredsamkeit beschäftigt, 
hingegen zu den übrigen schönen Künsten der Mahler - 
Bildhauer - Bau - Schauspiel - und Tonkunst haben sie 
keinen Sinn. Nur einige Wissenschaften bearbeiten sie, 
vornemlich die Geschichte ihrer Nation, die Sittcnlehre, 
die Arzeneykunde und einige mathematische Wissenschaften. 
Um das Jahr 1730 wurde auch in Constanünopel eine 
Buchdruckerey angelegt: sie gienZ aber bald darauf wie¬ 
der unter, weil einige tausend Abschreiber, die sich in 
dieser
	        
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