Full text: (8. bis 10. Schuljahr) (Ausg. M (für höhere Mädchenschulen), Oberstufe)

Überblick über ganz Europa. 
Tätigkeit der Erdrinde schon in der Steinkohlenzeit zur Ruhe gekommen. 
Seitdem haben nur die atmosphärischen Kräfte und zahlreiche Bruch— 
versenkungen das Aussehen des Schollenlandes verändert. Die Folge davon 
ist, daß die Höhendifferenzen lange nicht so groß sind wie in der mitlel 
meerischen Zone. Mittelgebirge trelen auf, die mit ihren sanften Wellenlinien 
und ihren schön gerundeten, waldgeschmückten Landschaftsformen einen wesent⸗ 
lichen Gegensatz zu den schrofferen Formen Südeuropas bilden. 
Das nordeuropäische Schollenland zerfällt wieder in zwei Gebiete. West— 
lich von der Weichsel liegt als das jüngere Gebiet das Nordwest— 
europäische Schollenland. Die drei alten paläozoischen Faltengebirge, 
das Variscische (ein altes Parallelgebirge zu den heutigen Apen im Be— 
reiche des w. Frankreichs und des s. und mittleren Deutschlands), das 
Armorikanische im w. Frankreich und sw. England und das Kale— 
donische imen. Schottland und w. Skandinavien, sind im Laufe der Jahr⸗ 
millionen allmählich zu Rumpfgebirgen abgetragen worden, die nur in 
mesozoischer Zeit von Meeresüberflutungen, im Tertiär aber vielfach von 
Einbrüchen der Erdrinde betroffen wurden, so daß die heutigen Gebirge viel— 
fach nur als Horstgebirge über ihre Umgebung emporragen. 
Noch älter als das Nordwesteuropäische Schollenland ist die Russisch— 
skandinavische Platte ö. der Weichsel. Sie bildet ein riesiges, starres, 
seit archäischer Zeit von keiner Faltung mehr betroffenes, flachwelliges Tafel— 
land, dessen landschaftliche Einförmigkeit noch dadurch erhöht wird, daß auch 
Einbrüche der Erdrinde nur in geringem Maße vorkommen. Nur die Stellen, 
wo sich die Wasserscheiden herausgebildet haben, ragen etwas über die Um— 
gebung hervor (Waldarhöhe). 
4. Klima. Europa ist der einzige Erdteil, der ganz außerhalb der 
heißen Zone liegt. Es breitet sich fast ausschließlich in der nördlich 
gemäßigten Zone aus, und zwar vorwiegend in den kühleren Teilen 
derselben. Nur die nördlichsten Striche gehören der kalten Zone an. Das 
Nordkap ragt etwa 500 km in das Polargebiet hinein, während die süd— 
lichsten Punkte des Erdteils noch 1400 km von den Tropen entfernt sind. 
Der Lage zum Äquator entsprechend, zeigt sich im allgemeinen eine Zunahme 
der Jahreswärme von N. nach 8. Die Wärmegegensätze zwischen dem N. 
und 8. werden aber namentlich im mittleren Europa dadurch gemildert, daß 
der S. eine bedeutendere Höhenlage hat als der N. Aber auch in der 
Richtung von O. nach W. nimmt die Wärme zu, da die westlichen Küsten— 
länder von dem Golfstrom erwärmt werden. Die warmen und feuchten 
Südwest- und Westwinde finden zwischen den Pyrenäen und den britischen 
Bergländern, sowie zwischen dem mitteleuropäischen und skandinavischen Hoch— 
lande eine breite, offene Bahn vor und dringen tief in das Festland ein. 
Aus allen diesen Gründen empfängt Europaseine größere Wärme— 
zufuhr als alle anderen Geblete der Erde in gleicher 
Breitenlage. Man vergleiche mit ihm die Eiswüsten der Länder im n. 
Asien und Amerika, die mit den Nordwestgebieten unseres Erdteils unter 
gleicher Breite liegen. Im allgemeinen stuft sich die mittlere 
Wärme Europas nach NO. ab. — Eine glückliche Mischung des 
ozeanischen und kontinentalen Klimas ist für den größeren 
Teil Europas ein wesentlicher Vorzug vor anderen rd— 
teilen. 
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