Nordwesteuropa.
wird von der Schelde entwässert, die mit breiten Mündungsarmen ins
Meer tritt. — Außer den Flüssen weist das Land viele kleine Seen und
zahllose Kanäle auf. Die bedeutendsten der letzteren sind der Nordhol—
ländische Kanal von Ansterdam bis zum Helder, der die gefährliche
Fahrt durch die Zuidersee umgeht, ferner der Nordseekanal, der von
Amsterdam gen W. zum Meer führt, endlich der Neue Wasserweg, der
eine direkte Verbindung zwischen Rotterdam und der See herstellt.
Das Klima ist ein sehr feuchtes, gemäßigtes Seeklima. Selbst im
Januar beträgt die mittlere Jahreswärme meistens über O0. Der Himmel
ist in der Regel von Nebel und Wolken verhüllt, so daß man im Jahre kaum
50 heitere Tage zählt.
2. Die Bewohner sind niederdeutscher Abstammung und
größtenteils evangelisch. Der unablässige Kampf mit dem Meere verleiht dem
Holländer Kraft und Ausdauer, spornt seinen Scharfsinn an und erzieht ihn
zur Arbeitsamkeit und Besonnenheit. Sprichwörtlich ist der Reinlichkeitssinn
der Holländer.
Die wichtigste Nahrungsquelle der Bevölkerung ist der Handel.
Begünstigt durch die Lage des Landes und getragen von der Tatkraft der
Bevölkerung, hat er sich zu hoher Blüte entwickelt und zur Erwerbung um—
fangreicher überseeischer Besitzungen geführt. Größtenteils ist Durchgangs—
handel mit Kolonialwaren vertreten. Doch liefern auch die Erzeugnisse des
Landes selbst (Butter, Edamer Käse, Vieh, Gemüse) bedeutende Ausfuhr—
produkte. Der Gesamtwert des Handels wird in Europa nur von dem
Englands, Deutschlands und Frankreichs übertroffen. In der Landwirt—
schaft tritt der Ackerbau zurück Viehzucht, Gartenbau und Blumenzucht
stehen im Vordergrunde. An Wald fehlt es dem Lande so gut wie ganz.
Das Holz zu den Deichbauten und dem Schiffsbau kommt aus dem Schwarz—
walde und den Ostseeländern. Ein bedeutender Nahrungszweig ist die See—
fischerei. Sie liefert besonders Heringe auf den europäischen Markt.
Wenig entwickelt ist naturgemäß die Industrie; warum? Bekannt ist die
niederländische Diamantenschleiferei.
Die deutschen Handelsbeziehungen zu den Niederlanden sind
trotz der Kleinheit des Staates groß. Deutschländ führt ein von den
Niederlanden hauptsächlich Produkle der Viehzucht und Gärtnerei (welche?),
der Fischerei (Heringe), weiterhin besonders rohen Kaffee, Tabakblätter und
andere Kolonialwaren und Rohstoffe für die Industrie. Für die im Durch—
gangshandel von den Niederlanden bezogenen Waren spielt Rotterdam
eine wichtige Rolle. Die Einfuhr Deutschlands von den Niederlanden her weist
in der Gegenwart einen Stillstand bezw. einen Rückgang auf, weil unser
Land selbst ein Kolonialreich geworden ist. Warum muß der Dortmund—
Emskanal die Einfuhr Deutschlands aus den Niederlanden ebenfalls schwächen?
Die deutsche Ausfuhr nach den Niederlanden ist ständig und erheblich
gewachsen; ausgeführt werden Textilwaren aller Art, Eisenwaren, besondere
aber Steinkohlen.
3. Staatliche Verhältnisse und Ortskunde. Die Niederlande bilden
ein Königreich, das 11 Provinzen umfaßt.
1. Die westlichen Provinzen sind am dichtesten bevölkert, weisen die
bedeutendste Fruchtbarkeit und die größten Städte auf. 0 Amsterdam, größte