Balkan-Halbinsel.
Natur dieser Gebirge größere Unterschiede: Bosnien hat bei seinem Reich—
tum an Flüssen und Niederschlägen auf den Gebirgen reichlichen Waldwuchs,
in den Niederungen üppige Getreidefelder, auf den Hochflächen vorzügliche
Weiden. Die Herzegovina ist ein zweites Karstgebiet, steinig und pflanzen—
arm, aufs ärgste heimgesucht von der Bora. Die meisten Flüsse und Bäche
fließen bald ober-, bald unterirdisch, brechen als „Schlundflüsse“ plötzlich
aus dem Gestein und verschwinden nach kurzem Laufe ebenso geheimnisvoll.
Montenegro, „das Land der Schwarzen Berge“, ist ein steil an—
steigendes, wildes Gebirgsland, bestehend aus vielfach zerklüfteten und zer—
schrundenen Hochflächen mit kleinen Ketten- und Ringgebirgen. Das Wilde,
Grauenerregende der montenegrinischen Gebirgsmassen kommt besonders in den
Steinwüsten, pflanzenlosen und menschenleeren Einöden zum Ausdruck, an
denen namentlich der W. des Landes reich ist. In seinen Tälern aber
vereinigt das Land „das nordische Waldesdüster mit den schillernden Farben
des Südens“.
Den 8. des westlichen Gebirgssystems nehmen die Gebirgs- und
Hochländer von Albanien ein. Als die bedeutendste Erhebung der
ganzen Halbinsel liegt hier der 3050 m hohe Gebirgsstock des Schar—
Dagh*). Vor dem Westfuße des Schar-Dagh vereinigen sich Schwarzer
und Weißer Drin. Vom Schar-Dagh nach N. fließt die Bulgarische
Morawa, nach 8. der Wardar. Die Südachse des Schar-Dagh streicht
bis in die Nähe der großen Seebecken von Ochrida und Presba.
Südalbanien, das alte Epirus, ist ein rauhes, felsiges Hochland voller
Schlünde, Abgründe und Felsberge. In dieses Gebiet reichen bereits dieen.
Verzweigungen der Pindusketten.
2. Das östliche Gebiet setzt sich aus zwei verschiedenen Teilen
zusammen, aus dem Balkan und aus dem Thrakisch-Makedonischen
Schollenlande.
Der Balkan beginnt am Eisernen Tore und streicht zwischen
Morawa und Timok zunächst nach 8., biegt dann nach O. um und streicht
in der letzten Richtung auf der Grenze zwischen Nord- und Südbulgarien bis
zum Schwarzen Meere. Der Balkan ist ein Faltengebirge, das mit dem Faltungs—
bogen der Karpaten in Verbindung steht. Freilich war die im mittleren Tertiär
abgeschlossene Faltung keine intensive. Daher die geringe Gipfelhöhe (bis
2375 m) neben der bedeutenden Paßhöhe. Der wichtigste ist der Schipka—
Paß im Zentralbalkan.
S. und sw. vom Balkangebiet und ö. vom Dinarischen Gebirgssystem
liegt eine alte, kristallinische, starre Scholle. Dieses Thrakisch-Make—
donische Schollenland ist durch Brüche, die vorwiegend in west-östlicher,
aber auch in anderen Richtungen verlaufen, in eine Menge einzelner
Schollen zerbrochen, die in Verbindung mit tiefen Versenkungen und vul—
kanischen Durchbrüchen das wechselvolle Oberflächenbild des ganzen Gebietes
bedingen.
die kulturelle Entwickelung sind die Senkungsgebiete von
höchster Wichtigkeit. Ihr Schwemmlandsboden bedingt große Fruchtbarkeit
und damit eine dichtere Bevölkerung. Da die Flüsse von einem Senkungs—
felde zum andern durchbrechen, so verbinden sie die einzelnen Wirtschafts—
*) Dagh (türkisch) — Gebirge.