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Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. 
der Stadt zurück. Diese That klingt fast unglaublich, ist aber 
Angesichts beider Heere geschehen und durch mehrere Augenzeugen 
einstimmig erzählt worden. 
So herrlich, wie hier durch glänzende Tapferkeit, ragte Gott¬ 
fried auch durch Tugend des Herzens über seine Gefährten 
weit hervor; denn so wie unter den Fürsten Neid und Eifer¬ 
sucht, so herrschte unter den Gemeinen eine große Verworfenheit. 
Kein Wunder, da ja die Hefe des Pöbels sich unter ihnen befand! 
Hier nur ein Beispiel statt vieler. In dem eben erwähnten Ge¬ 
fechte hatten die Seldschucken an 5000 Mann verloren; von den 
Mauern der Stadt hatten die Mütter und Weiber mit angese¬ 
hen, wie die Ihrigen hingewürgt wurden, hatten sich vor Schmerz 
die Haare zerrauft und die Luft mit ihren Wehklagen erfüllt. 
In der nächsten Nacht aber begruben sie die ihnen theuern Tod¬ 
ten und gaben ihnen den besten Schmuck, die schönsten Kleider 
und die in der Schlacht getragenen Waffen mit ins Grab! In 
unsern Zeiten hätte ein edelmüthiger Feind nicht nur die Trauer 
der Armen nicht gestört, sondern sie selbst von Herzen bedauert. 
(Man denke dabei an Achilles und Priamos.) Nicht so die Kreuz¬ 
fahrer. Am nächsten Morgen stürzten sie auf die frischen Leichen- 
hügel los, störten mit unmenschlicher Wuth die stille Ruhe der 
Todten, verstümmelten diese und raubten die in den Gräbern 
gefundenen seidenen Kleider, die sie, manche drei oder vier über¬ 
einander, geschwind anzogen, um ihre Lumpen zu ersetzen, und 
so stolzirten sie, die weinenden Mütter und Weiber laut verhöh¬ 
nend, vor den Mauern der Stadt herum. 
Endlich wurde Antiochia durch Verrath eingenommen. Daß 
es da wieder entsetzliche Scenen gab, braucht nicht erst gesagt zu 
werden; denn die Kreuzfahrer hielten es nicht nur nicht für Un¬ 
recht, die Ungläubigen zu berauben und zu morden, sondern sie 
glaubten dadurch gar Gott einen rechten Dienst zu erweisen. 
Zehntausend sollen von ihnen gemordet worden sein. Aber die 
Strafe für die hier verübten Greuelthaten blieb nicht au§. Kaum 
hatten sie sich in Antiochia eingerichtet, als Kerboga, der Fürst 
von Mosul, mit einem Heere von einigen Huuderttausenden her¬ 
beiströmte und die Stadt ganz und gar einschloß. Er hatte sich 
aufgemacht, um seinen Glaubensbrüdern, den Antiochiern, zu 
Hülfe zu kommen. Zwar kam er zum Entsätze der Stadt zu 
spät, nicht aber, die Kreuzfahrer aus ihrer Ruhe aufschrecken. 
Diese hatten an einen solchen Fall nicht gedacht und jich daher
	        
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