4
Mittlere Geschickte. 1. Periode. Griechen.
auf ihren Mann ausübt. Seine Frau hieß Antonina.
Sie war in niederm Stande geboren und nur durch ihre große
Schönheit und Klugheit immer höher gestiegen, bis sie endlich die
Frau des Belisar wurde. Ueber diesen Kriegsmann, vor dessen
Befehlen ganze Heere zitterten, übte sie nun eine schimpfliche Herr¬
schaft aus. Denn sie liebte ihn nicht einmal, sondern hinterging
ihn, wo sie nur konnte, und wenn er manchmal hinter ihre Ränke
kam und sie bestrafen wollte, so wußte sie ihn nicht nur gleich
wieder zu besänftigen, sondern sich auch so unschuldig zu stellen,
daß er sie noch dazu um Verzeihung bat urtb froh war, wenn
sie nur wieder freundlich aussah. Mit der Kaiserin Theodora,
die um nichts besser war, war sie innig befreundet. Einmal fiel
Belisar wegen freier Aeußerungen über den Kaiser bei diesem und
der Theodora in Ungnade, und wurde, als er eben siegreich ans
einem Kriege zurückkehrte, mit größter Kälte empfangen, worauf
sich Alles von ihm zurückzog und bei Hofe ihm Jeder verächtlich
auswich. Außer sich vor Schmerz kehrte er Abends in seinen
Palast zurück und hoffte au der Brust seiner lieben Antonina
seine Betrübniß ausweinen zu können. Aber diese ließ sich krank
melden, während sie vor seinen Augen in einem Säulengange
trillernd auf und ab ging! Mit Kummer und Angst ringend,
warf sich Belisar ans sein Bett und wünschte den Tod herbei.
Da wurde ihm ein Bote von der Kaiserin gemeldet, der ihm einen
Brief überbrachte. Er öffnete diesen mit banger Neugier unb
las: „Du weißt, wie sehr du meine Unzufriedenheit verdient hast.
Aber die Antonina hat Verdienste um mich. Ihren Fürbitten
habe ich dein Leben zugestanden, und ich erlaube selbst, daß du
einen Theil deines Vermögens behältst." Da sprang der sonst so
große Kriegsheld mit ausgelassener Freude auf. Er warf sich vor
seiner Frau nieder, küßte ihre Füße, nannte sie ein Mal über das
andere seine Retterin und versprach, zeitlebens ihr dankbarer und
gehorsamer Sklave zu sein! — Späterhin fiel er noch einmal
in Ungnade, und da erzählt man gar, er habe, mit dem Undanke
und der Ungnade des Kaisers belastet, als blinder Bettler von
Thüre zu Thüre schleichend, sein Brod erbetteln müssen. Gewiß
ist, daß er mit vor Kummer über die vielen Kränkungen starb.
Von Justinian ist noch zu bemerken, daß er die schöne So¬
phienkirche in Constantinopel aufbaute, die noch steht und setzt
die Hauptmoschee der Türken ist. Schon Constantin hatte eine
Sophienkirche erbaut; aber sie brannte ab. Da machte sich In-