Justinian. Tribonian. Seidenbau. 5 
stinian ans Werk, eine neue, noch prachtvollere bauen zu lassen, 
an welcher bis ins sechste Jahr täglich 10,000 Menschen arbei¬ 
teten. — Ueberhaupt zeigte Justinian großes Interesse für kirch¬ 
liche Angelegenheiten und richtete hauptsächlich sein Bestreben dar¬ 
auf, die Einheit und Lauterkeit des Glaubens zu schützen. Besser 
gelang es ihm, die politischen,Factionen nieder zu schlagen. Nach 
den Farben der Wagenlenker in der Rennbahn (Hippodrom) hatten 
sie sich in die Grünen und Blauen getheilt, deren gegenseitige 
Erbitterung durch die leidenschaftliche Aufregung der Wettfahrten 
immer neuen Zunder erhielt. Justinian war von Ansang an 
ein Blauer; seine Gunst gegen diese Partei trieb die andere zu 
offenem Aufruhr, der beinahe die ganze Hauptstadt in Asche ge¬ 
legt hätte. Als der Kaiser dem Unwesen Einhalt thun wollte, 
wandten sich beide Parteien gegen ihn und es kam sogar zur Wahl 
eines Gegenkaisers. Endlich trieb Belisar mit seinen Veteranen 
die Rebellen zu Paaren, bei welcher Gelegenheit 30,000 Menschen 
das Leben verloren und auch, wie erwähnt, die Sophienkirche 
durch Feuer zerstört ward. 
Das verdienstvollste Werk Justinians ist die Sammlung aller 
bis dahin erlassenen Gesetze für das römische Reich, eine Arbeit, 
welche hauptsächlich durch den Fleiß und den Eifer des berühm¬ 
ten Rechtsgelehrten Tribonian in verhältnißmäßig kurzer Zeit 
zu Stande kam (das Corpus Juris). Ferner ist er der Erste, wel¬ 
cher den Seidenbau in Europa eingeführt hat. Schon die 
Römer zu den Zeiten des August kannten seidene Kleider; aber 
man mußte sie aus China mit großen Kosten beziehen, und nur 
sehr reiche Frauen konnten sie bezahlen; Männer trugen sie an¬ 
fangs gar nicht, bis mit der Zeit die Nachfrage d-anach immer 
stärker wurde und endlich auch eitle Männer sich seidene Kleider 
zulegten. Sie waren aber noch so theuer, daß man sie mit Gold 
auswog; kein Wunder, wenn man den ungeheuer weiten Weg 
bedenkt, den die Karavanen von China bis nach Phönicien zu¬ 
rücklegen mußten; denn die thätigen Phönicier waren es wieder, 
die den Seidenhandel an sich gerissen hatten. Da nun nach der 
Seide als Modeartikel so viel Nachfrage war und manche Fami¬ 
lien wohl verarmten, weil sie der Lust, seidene Kleider zu kaufen, 
nicht hatten widerstehen können, so dachte Justinian darüber 
nach, wie er wohl die Seide auf eine wohlfeilere Weise nach 
Europa schaffen könnte, als sich bei ihm zwei Leute melden ließen, 
die ihm ein wichtiges Geheimniß zu entdecken hätten. Er ließ sie
	        
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