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Mittlere Geschichte. 3. Periode. Türken.
Fürsten das griechische Kaiserthum retten können, wenn sie ihm
ernstlich zu Hülse gekommen wären! So zerstört aberZ wie¬
tracht das Glück der Staaten, wie die Ruhe einzelner
Familien!
Die Nachricht vom Falle Constantinopels brachte Schrecken
nach dem Abendlande. Papst Nikolaus V. und nach ihm Calixt lll.
thaten das Ihrige, die Völker, wie einst zu der Zeit Peters von
Amiens, zu einem Zuge gegen die Ungläubigen durch Verheißung
von Ablaß zu entflammen. Als nun Muhamed ll. 1456 in
raschem Siegesläufe, damit er auch Ofen und Wien unterwerfe,
die Donau aufwärtsziehend, bis vor Belgrad gekommen war,
trat ihm hier der große ungarische Held Johann Corvinus
Hunyad mit einer kleinen Macht entgegen. Er zerstörte die
Schiffe der Türken auf der Donau. Aber noch standen 150,000
Türken unbesiegt da, die den Hunyad und ein Häufchen von
Bürgern, Landleuten und Studenten, welche Capistran zusammen¬
gebracht hatte, in Belgrad belagerten. Viele Meilen weit hörte
man den Hall der 300 Feuerschlünde, mit denen Muhamed die
Mauern beschoß. Schon war Muhamed über die Mauertrümmer
in die untere Stadt eingezogen, schon entsank dem sonst so tapfern
Hunyad der Muth; da befeuerte Capistran seinen Haufen durch
seine Rede, ließ in Schwefel getauchte Reisigbündel auf die ein-
gedrungenen Türken werfen und stürzte sich dann mit seinen
Leuten auf die erschreckten Feinde, die mit dem lauten Schlacht¬
ruf Allah! davonflohen. So wurden auf dem Schlachtfelde bei Bel¬
grad 24,000 Türken erschlagen, und der Ueberrest zog mit dem
verwundeten Sultane heim. Was die Türken nicht vermocht
hatten, bewirkte die Pest, die unter den: christlichen Heere einge¬
rissen war. An ihr starb der heldenmüthige Hunyad 20 Tage
nach der Schlacht in den Armen seines Freundes Capistran, und
dieser folgte ihm bald darauf ins Grab nach. Doch hielt sich
in den Bergen von Albanien Georg Castriota, gen. Skander-
beg, gegen die türkische Uebermacht; nichts desto weniger.streiften
türkische Schaaren bis nach Kärnten und Kram. Glücklicher¬
weise aber wurde Muhameds Blick damals auch nach Asien ge¬
lenkt, wo der Turkomane Usum Hassan Persien erobert hatte.
Auf dem Zuge gegen diesen Nebenbuhler seiner Macht starb
Muhamed (1481), in seiner Grabschrift noch seine Pläne auf
das Abendland verrathend. Er sagtesterbend: „Ich war im
.Begriff, Rhodus und das stolze Italien zu erobern."