Colvmbo's zweite Reise.
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zu verschenken, ihm die neuen Entdeckungen im Westen zuzuspre¬
chen. Vorher hatte der Papst schon erklärt, daß alles Land,
welches die Portugiesen vom Cap Bojador an der Westküste
Afrikas bis nach Indien entdecken würden, ihnen gehören sollte,
und nun machte er zu Gunsten der Spanier eine ähnliche Er¬
klärung. Er sprach ihnen alles Land zu, welches westlich von
einer Linie läge, die man 100 Meilen westlich von den azori-
schen Inseln von einem Pol zum andern zöge. Dies wurde
nachher durch einen Vertrag zwischen Spanien und Portugal
dahin abgeändert, daß man die Linie 370 Seemeilen westlich
von den Inseln des grünen Vorgebirges zog, und dabei ist es
geblieben.
81. Colombo's fernere Reisen und Tod, 1506.
Ferdinand und Jsabella, entzückt von der Aussicht, große
Ländereien zu gewinnen und reiche Schätze ans ihnen zu ziehen,
befahlen, daß sogleich für Colombo eine neue, größere Flotte
ausgerüstet würde. Das wurde denn auch mit großem Eifer
betrieben, besonders von Colombo, der nun mit inniger Freude
die Aussicht vor sich hatte, die Früchte seiner wichtigen Ent¬
deckung einzuernten. Es waren 17 Schiffe zusammengebracht. Auf
ihnen schifften sich an 1500 Menschen ein; denn Ferdinand wollte
in der neuen Welt eine Colonie anlegen lassen. Daher gingen
Maurer, Zimmerleute, Tischler, Bergleute und viele andere Hand¬
werker mit; auch viele Soldaten, darunter 20 Lanzenreiter und
mehrere Ordensgeistliche, wurden mitgenommen, um durch Milde
oder Gewalt die Indianer zum christlichen Glauben zu bekehren.
Es meldeten sich viele Menschen zum Mitfahren; denn man
machte sich eine übertriebene Vorstellung von den dort liegenden
Schätzen. Viele glaubten, man brauche sich nur zu bücken, um
ganze Säcke mit Gold zu füllen. Ein großer Theil mußte zu¬
rückgewiesen werden; doch schlichen sich mehr ein, als der König
eigentlich bestimmt hatte.
Am 25. September 1493 ging die ansehnliche Flotte, von
den guten Wünschen der Zurückbleibenden begleitet, vor Tages¬
anbrüche von Cadiz aus unter Segel. Colombo fuhr wieder
über die canarischen Inseln, hielt sich dann aber mehr südwest-
wärts, und entdeckte nach einer glücklichen Fahrt eine Insel, die
er Dominica nannte, weil es gerade Sonntag war. Es war
eine von der Inselgruppe, welche man nachher die kleinen An-