Cortez in. Mexico.
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#,bie erwarteten Schiffe aus Spanien" und voll Entzücken theilte
er diese Nachricht seinen Leuten mit, die laut jubelten. Aber es
war ganz anders. Velasquez hatte durch die Leute, die Cortez
nach Spanien an Karl V. gesandt hatte und die aus Cuba ge¬
landet waren, die Fortschritte des Cortez erfahren. Giftige Rach¬
sucht und Neid bemächtigten sich seines bösen Gemüths. Er rüstete
hurtig eine große, reich mit allen Bedürfnissen versehene Flotte
aus und schickte aus ihr 800 Fußsoldaten, 8O Reiter und 12 Ka¬
nonen hinüber, den Cortez aufzusuchen und mit allen seinen
Leuten ums Leben zu bringen oder gefangen zu nehmen. Der
Anführer dieser Unternehmung war Narv aez, ein sehr tapferer,
aber unüberlegter Mann. Alles Dies erfuhr Cortez bald. In
solcher Verlegenheit hatte er sich noch nie befunden. Mitten in
einer feindlichen Stadt, von einer drohenden Volksmenge um¬
geben, und draußen einen Feind, der noch einmal so viel Sol¬
daten zählte als er. Und das Schlimmste war, daß Montezuma
die Absicht des Narvaez kannte. War nicht zu fürchten, daß er
mit ihm gegen Cortez gemeinschaftliche Sache machen würde?
Jeder Andere hätte in gleicher Lage die Besonnenheit ver¬
loren, nur Cortez nicht. Er bestellte sein Haus in Mexico, ließ
einen tüchtigen Offizier mit 150 Mann zur Bewachung des Monte-
zuma zurück und machte sich mit den Andern auf den Weg, den
Narvaez zu bekämpfen. Doch versuchte er noch vorher, ob er sich
mit ihm vergleichen könnte. Seine Boten trafen ihn in Zam-
poalla; aber er wollte von keinem Vergleiche hören; denn er hielt
den Cortez schon für so gut wie überwunden. Zugleich hatte
dieser mehrere Briefe an die Offiziere des Narvaez heimlich mit¬
gegeben und Gold unter sie austheilen lassen, so daß sie schon
halb gewonnen waren. Bei einer zweiten Gesandtschaft brachte
er noch mehrere, auch unter den gemeinen Soldaten, auf seine
Seite. Nun rückte er gegen Narvaez vor, der immer noch in
Zampoalla stand und sich so sicher hielt, daß er seine Soldaten
ruhig zu Bette gehen ließ. Nicht so der unermüdliche Cortez.
Es war eine finstere, stürmische Nacht; der Regen fiel in Strö¬
men herab. Gerade das war ihm lieb. Er marschirte mehrere
Stunden in der dicksten Finsterniß, durchwatete einen schauerlich
rauschenden Waldstrom und drang, als eben die Mitternachts¬
stunde schlug, in die Stadt ein. Welch ein Gewühl! Welche Be¬
stürzung! Zwar setzte es viele blutige Köpfe, aber endlich siegte
Cortez Ausdauer über die Verwirrung der Feinde, von denen